Donnerstag, 5. Juli – Kreta 2001

Von wegen Ausschlafen. Um neun Uhr bin ich wach. Ich genieße das reichliche Frühstück, setze mich danach in einen der gemütlichen Sessel der neuen Cafeteria im „Romantika“ und sinniere vor mich hin. Ruhetag! Nichts tun! Ausspannen! Urlaub! Wie, Urlaub?

Sollte ich nicht wenigstens mal nach Kalamáki rüberfahren, um mal bei Judith und Thanassis anzuklopfen? Ist doch keine Strecke. Warum eigentlich nicht? Genug ausgeruht!

Also fahre ich eben mal nach Kalamáki. Ich will doch endlich Judith und Thanassis auch persönlich kennen lernen, denn wir kennen uns bisher nur per E-Mail. Ich parke den Wagen nicht direkt vor dem Büro, das sieht nicht so gut aus, wenn da ein Auto eines anderen Vermieters steht.

Drinnen herrscht geschäftiges Treiben, Judith allerdings ist selbst nicht da. Ich darf telefonieren und gehe dann die paar Meter zu ihrer Wohnung hinüber. Judith freut sich sehr, dass ich auftauche, denn sie hat gerade ein kognitives Problem mit einem Findelhund, von dem sie vermutet, es könne jener sein, der vor kurzem im Kreta-Forum gesucht wurde. Er ist es nicht, er hat das falsche Geschlecht.

PicturesKJ/kalamakjudith.jpgNachdem das geklärt ist, haben wir noch genug anderes zu erzählen. Als mittags um zwei das Büro geschlossen wird, fahren Judith, Thanassis und ihre beiden kleinen Töchter Marianna und Melina mit mir zuerst zu ihrer „Farm“. Sie haben sich außerhalb (unweit von Kamilári) ein Grundstück eingerichtet, wo sie nicht nur alle Arten von Obst und Oliven selbst züchten, sondern auch ihre lebendig-fleischerne Speisekammer haben (Kaninchen, Hühner, Enten, Puten). Und zwei Hunde, die sie natürlich nicht essen, die aber auf das Ganze aufpassen sollen. Wie die meisten  griechischen Hunde sind diese aber eigentlich ein wenig zu ängstlich …

Thanassis versorgt Tiere und Pflanzen mit Wasser und sammelt die Eier ein (die ich schlussendlich als Geschenk mitbekomme), Judith zeigt mir derweil die Plantage und einen ganz frischen Wurf Kaninchen (Nachschub für die Speisekammer).

Als die landwirtschaftlichen Pflichten erledigt sind, fahren wir weiter nach Ágios Ioánnis, wo wir köstliches Kaninchen mit ebenso köstlichen Kartoffeln und Salat zu uns nehmen. Ich mache erst gar nicht den Versuch, zu zahlen.

PicturesKJ/matala6.jpgMarianna und Melina bestehen auf einem Eisbecher zum Nachtisch, also geht es noch nach Mátala und zu einem herrlichen großen Eisbecher mit frischen Erdbeeren für jeden. Dieses Mal bin ich schlau genug, selbst ohne Nachfragen vom Wirt die Rechnung zu verlangen.

Thanassis sträubt sich: „Klaus, ich bin nicht einverstanden!“
Und ich weiß zum Glück die richtige Antwort: „Das interessiert mich kein bisschen!“
Der Wirt lacht und bringt mir mein Wechselgeld, während Thanassis mit gewisser Anerkennung zu Judith sagt: „Er kennt das griechische System!“

PicturesKJ/matala5.jpgBestens gelaunt fahren wir vorbei an der „Horsefarm Melidoni“ (siehe Online-Guide) vorbei auf einem spannenden Feldweg nach Kalamáki zurück (Thanassis hatte auch einen Jeep genommen, einen Vitara allerdings, der richtig sanft wirkt gegen meinen Samurai). Die beiden müssen das Büro wieder aufmachen, ihre drei Stunden Mittagspause haben wir gemeinsam verbracht und zum Mittagsschlaf ist natürlich niemand gekommen. Ich verabschiede mich, denn jetzt müssen sie wieder arbeiten. Außerdem werde ich ja spätestens in einer Woche wieder da sein, dann haben wir uns mit Jürgen und Stefanie von „Kreta-Netz“ verabredet.

In Agía Galíni halte ich dann selbst doch noch ein Schläfchen, bevor ich bei Heidi wieder zu Abend esse. Danach wird es mir hier etwas zu ruhig, also beschließe ich, meine Freunde vom Campingplatz zu besuchen, der ja nur unweit vom „Romantika“ liegt.
Auch hier werde ich herzlich begrüßt, sowohl von den Wirtsleuten, als auch von den beiden Berliner Dauercampern, mit denen ich hier zwei Jahre zuvor einige feuchtfröhliche Abende zur eigenhändigen Gitarrenmusik verbracht habe.
Auch die Wirtin Maria erinnert sich daran natürlich, und so bleibt es nicht aus, dass ich die vorsorglich mitgebrachte Gitarre aus dem Jeep hole und es wieder mal ein langer Abend wird.