Kratyliótika 8

Der Philosoph knüpft zarte Bande
mit einer schönen Maid vom Lande.
Ganz feurig ist der Kratylos,
die Leidenschaft ist riesengroß.

Er hat sogleich zur dunklen Nacht
ein Schäferstündchen angedacht.
„Ach Kratylos, mein Bester, wehe!
Nur wenn du mir versprichst die Ehe.“

Die holde Maid weiß, was sie will.
Erkor die Hochzeit sich zum Ziel.
Nun, Kratylos ist ja kein Stoffel …
Jetzt steht er unter dem Pantoffel.

Die Leidenschaft ist abgeflaut.
Die Maid nach andern Männern schaut.
Und Kratylos im Kämmerlein
gräbt sich in seine Bücher ein.

Er studiert die alten Seiten,
nichts kann ihm mehr Spaß bereiten.
Kratylos, der denkt sich noch:
‚Gar grausam ist das Ehejoch!‘

Schnürt sein Paket und zieht von hinnen,
ein neues Leben zu beginnen.
Die Maid, sie folgt dem Kratylos,
denn ihre Sehnsucht ist zu groß.

„Lieber Mann, will nicht mehr lügen
und dich nimmermehr betrügen!
Der Kratylos ergriffen ist
und seine Maid recht innig küsst.

So nimmt das Leben seinen Lauf
tagaus, tagein, bergab, bergauf.
Kratylos kehrt voller Glück
mit seiner Maid nach Haus zurück.

Die Jahre kommen und sie gehn.
Zu Zweien ist das Leben schön.
Nun leben Kratylos und Maid
zufrieden bis zur Ewigkeit. (A&T – Thomas)

Jüngst saßen wir im Garten fein,
im Krug ´nen roten Kretawein,
Kratylos denkt, oh welch´ein Jammer,
„Der Kretawein ist echt ein Hammer!“

„Meine Birne ist schon dicht,
im Bauch, im Hirn es ganz doll sticht“,
sagt Kratylos und kippt dann um,
der ist zum Trinken echt zu dumm!

Der nächste Abend läutet ein,
wieder gibt es Kretawein,
Kratylos heut‘ etwas blasser,
sagt: „Diesmal gibt es nur noch Wasser!“ (Dorli)

Er bestimmt unser aller Leben,
es ist ein Schreiben, ist ein Lesen,
von Kratylos, dem alten Depp,
kommst du so schnell nicht mehr weg. (Simon-1978)

Hey Simon eins neun sieben acht,
ganz selten hab´ich so gelacht.
Ein Depp, der arme Kratylos?
Darum werd‘ ich ihn wohl auch nicht los.

Doch höre, er ist auch ganz schlau,
diese arg gescholtene ***.
Kratylos weiß, der Weg ist weit,
bis zur totalen Zufriedenheit.

Drum lass‘ ihn noch ein wenig leben
und ihn nach dem Ruhme streben.
Kratylos dankt auf seine Weise,
heimlich, so ganz still und leise.

Und wenn er nicht gestorben ist,
er weiterhin ins Bettchen pisst,
Kratylos lebt immer wieder
und bringt Schwung in unsere Glieder. (Astiraki)

Ein weiser Mann kam einst daher,
gefiel wohl einer Maid gar sehr.
Kratylos, so hieß er wohl,
war feurig, jung und liebestoll.

Er sah die Maid und schmolz dahin,
nach Hochzeit stand ihm gleich der Sinn.
Kratylos war voll Entzücken
und wollte jene Maid beglücken.

Doch ziert sie sich, die junge Frau,
warum, weshalb, ahnt sie genau.
Sobald sie Kratylos gefreit,
hat sie es bitterlich bereut.

Nach nicht mal mehr als einem Jahr
er sich als Haustyrann gebar.
Kratylos wollt‘ Wein und Essen,
die große Liebe war vergessen.

Vor Wut das junge Weib jetzt schäumt:
Davon hat sie nicht geträumt!
Kratylos, der Haustyrann,
ist ein schlechter Ehemann!

Den Weibern sieht er hinterher –
das ist zu viel, sie kann nicht mehr.
Kratylos, der Tunichtgut,
versetzt so seine Frau in Wut.

Schon bald ersann sie eine List,
des Rätsels Lösung war: das Gift!
sie schüttet ihm Arsen ins Glas.
Kratylos, er trank und aß!

Ganz selig schlummert er hinüber
und sie hat ihre Freiheit wieder.
Kratylos liegt nun begraben,
so wollt es seine Witwe haben.

Die Maid, die glücklich hinterblieben,
hat ihm auf seinen Stein geschrieben:
„Kratylos, der nun hier liegt,
wurd‘ von seinem Weib besiegt.“ (A&T – Anja)