Kreta 1971 – Teil 7

PicturesKJ/_knossos01.jpgWir hatten irgendwo bei Iráklion kampiert und uns für den heutigen Tag Knossós vorgenommen. Man stelle sich diese Ausgrabungen nicht wie heute vor, wo man vor lauter Besuchern nichts mehr von den Steinen sieht. Wir waren fast alleine dort … und doch nicht alleine. Kreta und die Welt sind klein, denn genau zur gleichen Zeit hatten auch andere genau das gleiche Ziel.

Wir trafen eine weitere befreundete Gruppe, von der wir bisher nur annäherungsweise wussten, dass sie auch auf Kreta war. Da der Leiter dieser Gruppe damals neben Wanja mein bester Freund war, lag es eigentlich nahe, dass wir alle gemeinsam den Abend verbringen wollten. Auf der Suche nach einem entsprechenden Ort bemühten wir die Landkarte und einigten uns auf Skaláni, ein Dorf, dass unweit südlich von Knossós im Landesinneren liegt. Ich glaube mich jedenfalls zu erinnern, dass es Skaláni war.

Den Tag verbrachten wir danach erst einmal östlich von Iráklion bei Amnissós am Meer. Am Nachmittag allerdings brachen wir auf.

PicturesKJ/_tempo02.jpgIrgendwie schien es sich erstaunlicherweise herumgesprochen zu haben, denn es waren nicht vier Wagen, sondern sechs, die am Nachmittag auf dem Dorfplatz anrollten. Also über 30 Köpfe. Es gab kein einziges Lokal dort, das so viele Personen fasste. Aber mit dem wohlwollenden Einverständnis der Kreter rekrutierten wir einfach die Tische aus den diversen Kafenía am Platz und bauten damit mitten auf dem Platz ein großes Geviert auf, an dem wir alle Platz fanden. Die Einheimischen fanden Gefallen an den deutschen Pfadfindern, und als die dann auch noch stimmgewaltig die „Kyra Vangelio“ sangen, hatten wir jedes Eis und die Herzen gebrochen. Von allen Seiten wurde Essen und Trinken herbei getragen. Wie wir das am Ende mit dem Bezahlen geregelt bekamen, weiß ich echt nicht mehr, das war die Sache von Wanja. Ich hatte genügend damit zu tun, die Saiten der Gitarre zu traktieren … man stelle sich 30 Leute mit etwa 10 Gitarren vor und kann dann ermessen, dass die Kreter durchaus beeindruckt waren.

Irgendwann in der Nacht kam dann die „Konkurrenz“: Ein LKW fuhr vor und projizierte sein Open-Air-Kino auf eine weiße Hauswand. Nun sangen wir nicht mehr, sondern betrachteten fasziniert eine griechische Schmonzette in schwarz-weiß, von der wir nur so viel verstanden, als dass der Held das Mädchen zum Schluss NICHT bekam. So etwas gibt es vermutlich nur in Griechenland.
Als der Film vorbei war, stand uns auch nicht mehr der Sinn nach Singen. Irgendwie (siehe oben) rechneten wir ab und trugen alle Tische wieder ungefähr dahin zurück, wo wir sie hergeholt hatten. Dann fuhren wir ein paar hundert Meter in den nächsten Olivenhain und pflegten der Nachtruhe.

Die folgenden Tage fehlen in meinem Gedächtnis irgendwie. Ich erinnere mich noch, dass wir auf der Lassíthi waren – und damals gab es all die Windmühlen noch, aber dann klafft ein gewisses Loch.

Als wir Vái angeschaut hatten, wuchs in uns der Gedanke, jetzt mal ein paar Tage komplett in die Einsamkeit zu verschwinden, an einen Ort, an dem uns keiner sah und an dem wir nackt baden konnten. Und wir fanden diesen Ort natürlich: Es war mühsam, ihn zu erreichen und wahrscheinlich waren seitdem nicht viele nach uns dort: In der „Pavian-Bucht“.

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