Kreta 1973 – Teil 4

An viel mehr Einzelheiten aus diesem Jahr erinnere ich mich leider nicht mehr. Außer vielleicht, dass wir überraschend hinter einer unübersichtlichen Kurve vor einem monumentalen Erdrutsch nur mit Mühe zum Stehen kamen. Oder dass wir die alte Straße nach Káto Zákros nur ziemlich mühsam bewältigten … es gibt diesen Fahrweg heute noch, aber eben auch eine neue Asphaltstraße.

Ich erinnere mich nur noch eine Begebenheit, nämlich, wie ich zum ersten Mal erfolgreich zum Schmuggler wurde: Wir hatten auf Kreta vier 20-Liter-Kanister erstanden und sie mit Raki füllen lassen. Natürlich entsprach das nicht ganz den deutschen Einfuhrbestimmungen. Also nahmen wir gewisse Umbauten am Bulli vor. Die mittlere Sitzbank war wie damals üblich, sowieso verkehrt herum eingebaut, die Lehne der hinteren ruhte zwischen den zwei Bänken auf Wasserkisten, so hatten wir eine Schlafebene. Und unter dieser Lehne brachten wir die vier Kanister unter.

Eine eigentlich durchschaubare Angelegenheit, auf die jeder Zöllner hätte kommen können, natürlich … und kommen würde. Wir mussten uns also noch was zusätzlich einfallen lassen. Wir waren übrigens auf der Rückfahrt zu fünft, wir hatten bei Larissa noch ein Pärchen aus Frankfurt eingeladen. Das erwies sich nun als sehr praktisch.

Wir deckten die Liegefläche kurz vor Salzburg also mit mehreren Schlafsäcken sorgfältig ab und breiteten ein weißes Bettlaken darüber. In einer Bäckerei hatten wir vorher etwa 20 Brötchen und Erdbeermarmelade erstanden, nun wurden sie geschmiert und auf dem Laken drapiert. Die junge Dame aus Frankfurt machte das sehr hübsch.

Ein weiterer Trick wurde hinter der Kofferraumklappe vorbereitet, und wir waren für alles gewappnet. Als wir die Grenzstation anfuhren, saß Jorgo am Lenkrad, wir vier anderen hockten um die Brötchen und frühstückten.

Die Zöllner warfen einen Blick auf die schmierigen Brötchen und mochten sich damit nicht unbedingt abgeben. Aber den Kofferraum wollten sie doch inspizieren – das hatten wir auch eingeplant. Klappe auf … und mit Getöse knallte eine bereits vorher angebrochene in Míres gekaufte tönerne Amphore auf das Pflaster hinter dem Auto. Darin hatten wir übrigens ein paar gebrauchte Unterhosen untergebracht, um den Effekt zu verstärken. Ich zeterte ein wenig herum wegen des zerstörten Souvenirs … und die Zollbeamten waren ausreichend beeindruckt. Sie bedeuteten uns nur noch, unseren Kram wieder zusammen zu packen und zu verschwinden, und wir waren sogar so ordentlich, die Scherben des schon lange vorher kaputt gewesenen Tonkruges zu entsorgen.

Dann freuten wir uns nur noch darauf, auf jeden Fall bis auf weiteres genug zu trinken zu haben. Allerdings wird mir wohl jeder zustimmen: Raki schmeckt auf Kreta anders und besser. Warum eigentlich?