Trampen

Auch wenn ich vereinzelt erzählt oder geschrieben bekomme, man sei auf Kreta ganz hervorragend per Daumen vorwärts gekommen, ich halte das Trampen für die schlechteste Methode der Fortbewegung auf der Insel. Es ist zwar sicher die billigste, aber auch die schwierigste. Zum einen fahren die Kreter nicht so oft größere Strecken, zum zweiten sind die hier häufig herumfahrenden japanischen Pick-Ups ohnehin fast immer überfüllt, und der Transport von Personen auf der Ladefläche ist verboten (man sieht es trotzdem ständig).

Zum dritten sind Tramper bei den Kretern nur bedingt beliebt. Touristen sind in jeder Form lästig, bringen aber immerhin Geld ein. Kommen sie aber als „landfahrende Habenichtse“, sind sie nur noch lästig.

Auch hat es in der Vergangenheit das eine oder andere Mal unangenehme Vorfälle wie Diebstahl oder gar Raub gegeben, die die Kreter allgemein Trampern gegenüber etwas mißtrauisch stimmen.

Als trampende Frau wird man allerdings meist relativ schnell mitgenommen, doch sei es Frau empfohlen, sich nicht in T-Shirt und Bikinihöschen an die Straße zu stellen, auch wenn es warm ist. Der nächste Wagen hält dann zwar bestimmt, aber ebenso sicher wenig später wieder an einem ruhigen Plätzchen, denn eine solche „Bekleidung“ wird sicherlich als entsprechende Aufforderung gründlich missverstanden!

Eine griechisch sprechende Freundin von uns (seinerzeit knapp 40 Jahre alt) trampte einmal allein, aber absolut züchtig bekleidet, durch Zentralkreta. Es hielt ziemlich schnell ein alter, klappriger LKW, an dessen Steuer ein noch älterer und mindestens ebenso klappriger Mann saß. Sie war erfreut darüber, denn von dem war sicher nichts zu befürchten. Doch schon nach kurzer Unterhaltung und wenigen Kilometern Fahrt fragte er sie höflich, aber unverblümt, ob er denn mal anhalten solle, um mit ihr Liebe zu machen. Als sie dies entrüstet ablehnte, antwortete er immer noch freundlich lächelnd: „Jiatí, óla ta korítsia to théloun!“ („Warum, das wollen doch alle Mädchen!“). Soviel dazu … ihr ist natürlich nichts passiert und er nahm sie auch gleichbleibend freundlich bis zu seinem Ziel mit.