Archánes

Archánes

Ein Besuch des Dorfes südlich von Iráklion lohnt (nicht nur) wegen der dortigen Ausgrabungen. Die meisten Funde von hier sind im Archäologischen Museum in Iráklion ausgestellt.

Man nimmt von Iráklion die Ausfallstraße an Knossós vorbei und biegt ca. 7 KM später (zwischen Spília und Kournávi) rechts nach Káto Archánes ab. Rechter Hand an der Abzweigung steht übrigens eine Skulptur – ein zerbrochener Stab mit Stacheldraht – die an die Entführung des Generals Kreipe während der deutschen Besatzungszeit erinnert (Näheres dazu siehe Anógia).

Durch Káto Archánes fährt man bis Epáno Archánes (welches im folgenden nur noch als Archánes bezeichnet wird) weiter.

PicturesOG/arne-archanes.jpgDas Dorf ist eines der Zentren der Weinbauregion südlich von Iráklion und wurde in den letzten Jahren erfreulich liebevoll hergerichtet bzw. restauriert. Viele Geschäfte haben „auf alt getrimmte“ gemalte Ladenschilder. Das Rathaus aus der Türkenzeit bietet vor allen Dingen abends durch dezente Beleuchtung einen schönen Anblick.
Neben dem Rathaus gibt es ein Volkskundemuseum, das ich aber bisher noch nicht von innen gesehen haben. Man kann ja auch nicht alles gesehen haben.

Außerdem aber wurden in Archánes auch bedeutende minoische Funde gemacht. Die Ausgrabungen sind unter der Leitung des Ehepaars Sakellarákis noch im Gange, wenn auch nur im Sommer, wenn die Bauern nicht auf den Feldern sind (da stört man sich nicht gegenseitig). Die Ausgrabungen begannen 1964. Ioánnis Sakellarákis war zeitweise Direktor des Archäologischen Museums von Iráklion, widmet sich heute aber ganz seiner Arbeit in Archánes.

Mitten im Ort liegen die (Teil-)Ausgrabungen eines minoischen Palastes, die man nur von außen besichtigen kann (wie das meiste hier, da noch gegraben wird). Man erreicht die Ausgrabungen des Palastes, indem man sich hinter der Kirche links hält und dann wieder links einbiegt. Oder man fragt einfach: „Pou íne ta archéa?“ (Wo sind die Ausgrabungen?).

PicturesOG/arne-archanes2.jpgNoch berühmter als der Palast allerdings ist die Entdeckung einer großen Nekropole (eines Friedhofs) auf dem Foúrni-Hügel, die auch von den Mykenern genutzt wurde. Vor der Schule des Ortes biegt man rechts ab und kommt hinter einer Brücke zu den Ausgrabungen, die auf einem Hügel liegen. Diese sind zwar eingezäunt, aber ist tagsüber praktisch immer geöffnet. Bisher ist der Eintritt frei. Dank an Arne für die Aktualisierung.

Archäologen vermuteten schon länger, daß die Kreter auch Menschen opferten, um die Götter gnädig zu stimmen. Es gibt bisher aber nur einen einzigen Fall, der bewiesen werden kann, und der hat hier in der Nähe stattgefunden. Im Tempel von Anemospiliá nordwestlich von Archánes fanden die Archäologen Sakellarákis das Skelett eines jungen Mannes, der gefesselt auf einem Altar lag. Zwischen seinen Knochen eine Bronzeklinge, mit der ein Priester, der neben dem Altar lag, ihn vermutlich vorher getötet hatte. Weitere Priester liegen unweit dieser Stelle, alle erschlagen von den Steinen des Tempels, der während der Zeremonie durch das große Erdbeben um 1700 v. Chr. zerstört wurde. Archäologen vermuten, dass dieses Opfer stattfand, um die bereits nahende Katastrophe vielleicht doch noch zu verhindern, was natürlich nicht klappen konnte.

PicturesOG/arne-archanes3.jpgMan erreicht die Ausgrabungen, die aber leider in der Regel auch nicht direkt zugänglich sind, indem man durch den Ort fährt und am zweiten Platz rechts abbiegt und aus dem Ort hinausfährt. Bei der nächsten Kreuzung biegt man links auf eine Betonstraße ab, die zuerst durch Weinberge und dann durch die Mülldeponie von Archánes führt.

Wer eine weite Aussicht genießen möchte (und von hier aus sieht Iráklion ganz hübsch aus), der kann auf den mittleren Gipfel des Joúchtas-Gebirgszuges hinauffahren. Man fährt von Archánes aus nach Süden Richtung Vathípetro und biegt nach etwa 2 km rechts ab. Es sind von hier aus auf gut zu befahrender Schotterstraße noch etwa 5 km. Auf dem Gipfel steht die kleine Kirche „Aféndi Christoú Metamórfosi“, zu der alljährlich am Abend des 5. August viele Einheimische pilgern (zum Teil zu Fuß, zum Teil aber auch mit dem Auto), da dann das große Fest der Kirche begangen wird.

Mousío Kritikís Istorías ke Parádossis Micháli Nik. Psálti
Das „Museum kretischer Geschichte und Tradition“ von Michális Nik. Psáltis liegt an der Zufahrtsstraße von Iráklion aus noch vor Káto Archánes etwa 300 Meter hinter der oben beschriebenen Abzweigung mit der Kreipe-Skulptur und ist nicht zu verfehlen. Es ist täglich außer dienstags von 9-14 Uhr geöffnet, Eintritt ca. 3 Euro/Evró, Schulen und Gruppen nach Vereinbarung. Gezeigt werden Exponate aus Handwerk und Landwirtschaft, ein Teil ist aber auch der deutschen Besatzungszeit und der Kreipe-Entführung gewidmet. Es gibt auch ein Außengelände mit einem rekonstruierten Brunnen einer Köhlerei und eine offene Halle mit alten Motorrädern und einem ebenso alten Miltärflugzeug, welches bei den Bauarbeiten für das Museum am Hang gefunden wurde.

PicturesOG/archanes_kirche.jpgEssen, Trinken und Nachtleben
Die Lokale rund um die Platía sind sehr unterschiedlicher Natur. Drei von ihnen wirken eher „international“. Im letzten auf der linken Seite Richtung Ortsausgang laufen auf einer Videowand ständig Modeschauen, manchmal gibt es auch Musik vom DJ. Das Publikum stellen hauptsächlich „coole Archanioten“. Die beiden anderen Lokale werden eher von der einheimischen Jugend bevorzugt.
Es gibt (zum Glück) aber auch richtig griechische Lokale. Sehr gepflegt, mit gutem Essen und günstigen Preisen ist das „Lykastos“. Auch das Lokal daneben ist nicht übel. Im „Myriofyto“ an der unteren Seite der Platia sitzt man zwar zwischen bzw. unter phantastischen Bäumen und Pflanzen, sonst hat es aber nichts Umwerfendes zu bieten.
An der Straße von Iráklion in den Ort hinein liegt auf der linken Straßenseite ein hübsches Lokal mit Life-Musik (es heißt „Ambeli“, wenn die Erinnerung nicht trügt), gegenüber eine sehr gute Pizzeria.
Für den späteren Abend gibt es ein frisch renoviertes Rembétiko-Lokal und zwei Discos.

Unterkunft
„Orestis Rent Rooms“ im Dorfzentrum, Telefon und Fax 0030-2-81-0-751619.
„Neraidospilio“ (Villa, Appartements und Studios mit Garten und Blick auf den Jouchtas, hinter der alten Schule am Ortseingang rechts hinunter. Telefon 0030-6945607274.
„Kalimera Archanes“, drei alte restaurierte Häser (C-Kategorie) in der Nähe der Platía, Telefon 0030-2-81-0-285394.
„Archontiko“, in einem restaurierten Herrenhaus im Zentrum. Telefon und Fax 0030-2-81-0752985.
„Villa Archanes“, noch um einiges edler (gehört zur Maris-Hotelkette). Es wurde erst 2001 eröffnet und ist traditionell, aber gut eingerichtet. Und es gibt einen Swimming-Pool. Man kann sich die Villa auf der Webseite http://www.maris.gr anschauen. Tel. 081-0-390770.
„Pension Orestis“ im Ort.

PicturesOG/archanes_graffiti.jpgSonstiges
In Katalagári, ca. 2 KM hinter Archánes (gegenüber der alten Schule am Ortseingang von Archánes links abbiegen) gibt es ein interessantes Projekt (welches übrigens von der EU gefördert wird): „Logari ton symposion“. Katerína Chamiláki hat dort eine alte Rakí-Brennerei restauriert und reaktiviert und bietet in der oberen Etage in einem Restaurant mit schöner Terrasse alte kretische Spezialitäten zu nicht zimperlichen Preisen (wie ich gehört habe) an. Für Gruppen und Schulklassen gibt es spezielle Veranstaltungen wie Brotbacken oder das Sammeln und Zubereiten von Chórta (Wildgemüse).
Telefon 2810-752808.

Öffentliche Verkehrsmittel
Busverbindung mit Iráklion 12 x täglich.