Beim Scannen der Bilder bemerke ich, dass ich hier von unserem zweiten Besuch von Áno Méros erzähle, denn wir waren doch vorher mit Lefteris schon einmal dort gewesen. Er hatte uns sein altes Haus mitten im Dorf gezeigt und war dann wie diesmal auch mit uns den Kédros hinauf gestiegen, bis wir an einem Kirchlein ankamen. Er erklärte uns in seinem manchmal schwierig zu verstehenden Griechisch, warum dieser Platz und das Kirchlein „Panagía Kaloídhena“ hießen. Vor Jahren bzw. Jahrzehnten behauptete eine Dorfbewohnerin, hier eine Marienerscheinung gehabt zu haben. Alle Zweifel wehrte sie immer wieder mit den Worten „Kaló ídhena“ („Ich habe es gut gesehen!“) ab. Schließlich glaubte man ihr und errichtete die kleine Kirche.
Beim ersten Mal begegneten wir unterhalb der Kirche einem älteren Dorfbewohner, der dann wieder umkehrte und uns ein großes Stück köstlichen Käses schenkte. Natürlich kannte er Lefteris.
Dort unterhalb der Kirche befand sich (und befindet sich noch) nämlich eine eingefasste Quelle, um die man einen „Picknickplatz“ unter riesigen Platanen gebaut hatte, und zusammen mit unserem Essen und dem hinauf getragenen Wein ergab das ein herrliches Picknick. Hinterher rasteten wir einfach im Schatten und hielten ein Mittagsschläfchen auf dem Erdboden im Schatten. Herrlich … wenn es nicht reichlich Wespen gegeben hätte, aber die ignorierten wir unbeschadet.
Dieses Mal pflückte Leftéris unterwegs Feigen und Trauben von seinen ziemlich verwilderten Grundstück, die wir dann oben an der Quelle wuschen bzw. nur kühlten. Dort saß schon eine kretische Familie und lud uns sogleich an ihren Tisch ein. Leider ist auf den Fotos nicht perfekt zu erkennen, welche Leckereien sie hier herauf getragen hatten. Jedenfalls aber beeindruckte uns der Patriarch der Familie, ein alter Kreter, ungemein. Ich bat, ihn fotografieren zu dürfen, was sich aber durch die Lichtverhältnisse unter den Bäumen nicht als gerade einfach erwies.
Vor allen Dingen musste er vor dem offiziellen Foto aber noch seinen kolossalen Schnurrbart kämmen. Auch dieser Nachmittag verging wie im Fluge, unsere Griechischkenntnisse waren wie erwähnt inzwischen so weit, dass wir uns einigermaßen (!) unterhalten konnten.
Später waren wir übrigens noch ein drittes Mal mit Lefteris hier oben, dieses Mal trafen wir seinen leibhaftigen Bruder, ebenfalls ganz in schwarzes Tuch gekleidet.
Viele, viele Jahre später – ich beschrieb es in der „Kurven, Klöster und Kwellen“-Tour, entdeckten wir durch Zufall, dass es nun eine Straße dort hinauf gibt – wie langweilig! Das Besondere war ja gerade der Aufstieg zu Fuß und die unwahrscheinliche Ruhe, die einen hier oben umgab, vom Plätschern des Wassers mal abgesehen. Leftéris ist längst gestorben …