Arkádi (Kloster)

PicturesOG/arkadi5_gwg2.jpgDas Kloster Arkádi ist fast ein kretisches Nationalheiligtum, seit sich über tausend Kreter im Jahre 1866 hier selbst zusammen mit den übermächtigen türkischen Eroberern in die Luft sprengten. Nicht umsonst gibt es im Andenken daran überall auf Kreta unzählige Straßen namens Odós 1866.

Der 8. November, der Tag, an dem es passierte, ist kretischer Nationalfeiertag. Und in Réthymnon steht ein Denkmal für Kóstas Giamboudákis, der seinerzeit die Fackel ins Pulverfass senkte.
Das Kloster liegt am nordwestlichen Ende des Ida-Gebirges. Fährt man von Réthymnon nach Osten Richtung Iráklion, biegt man etwa 4 Kilometer entfernt beim Dorf Plátanias auf die ausgeschilderte Straße nach Arkádi ab (noch etwa 18 Kilometer).

„Und schließlich war der Moment gekommen. Die Verteidiger hatten keine Chance mehr, die Angreifer stürmten durch alle Tore, die zuvor von den Kanonen zerschossen worden waren. Den im Arsenal Versammelten wurde zum letzten Mal freigestellt, zu fliehen, keiner ging. Dann zündete Giamboudákis das Pulver (übrigens gibt es verschiedene Versionen: Bei der einen senkte er eine Fackel ins Fass, bei der anderen schoss er hinein). Egal, wie er das Pulver entzündete, es gab eine gewaltige Explosion. Zusammen mit allen Eingeschlossenen starben auch viele der anstürmenden Türken, die schon an die Tür des Arsenals hieben.“

PicturesOG/arkapla.jpgAuch heute noch wirkt das Kloster wie eine Festung, die es seinerzeit war, ein recht schmuckloser viereckiger Bau. Man betritt das Kloster durch den wieder aufgebauten Torbogen der Westpforte (1) und steht vor der zwar durch die Kämpfe beschädigten, aber ansonsten gut erhaltenen venezianischen Kirche (2), die im Jahre 1587 erbaut wurde und eines der schönsten und am besten erhaltenen Bauwerke aus venezianischer Zeit darstellt (wer wirklich keine Gelegenheit hat, Arkádi zu besuchen, kann sich die Kirche auch auf dem griechischen 100-Drachmen-Schein ansehen, falls er noch einen findet). Die Restaurierung hat nicht alle Schäden beseitigt oder beseitigen können. Die schöne Ikonostase im zweischiffigen Inneren der Kirche stammt aus dem Beginn dieses Jahrhunderts, die alte Ikonenwand wurde ebenfalls völlig zerstört. Die alte Pracht der Kirche ist aber trotz der Schäden unverkennbar.

Vor der Kirche steht eine hohe Zypresse, die den Sturm der Türken und die Explosion überstanden hat. Wenn sie erzählen könnte, würde sie sicher auch mitteilen, was dran ist an der Geschichte, daß einer der Eingeschlossenen in ihren Zweigen versteckt das Drama überlebt habe.

PicturesOG/arkadi2_gwg2.jpgWendet man sich nun nach links zum Nordflügel des Klosters, so liegt ganz in der Nähe in der nordwestlichen Ecke die Zelle des Abtes Gabriel (3), etwa in der Mitte das Gästehaus (4) und daneben das Refektorium, der Speisesaal (5), direkt daneben wieder die Küche (6). Die Tische und Bänke im Refektorium zeigen deutliche Hiebspuren, die angeblich noch von dem Gemetzel stammen, das die eingedrungenen Türken hier drin veranstalteten.

Weiter nach Osten erreicht man dann an der äußersten Ecke den Raum, der Geschichte machte: die Pulverkammer (7). Das bei der Explosion weggerissene Dach fehlt nach wie vor. Der Ost- und der Südteil des Klosters enthielten ebenso wie der größte Teil des Westflügels die Mönchszellen (8).

PicturesOG/arkadi4_gwg2.jpgFast in der südwestlichen Ecke auch das kleine Museum des Klosters (9), das im 1. Stock liegt und über eine Außentreppe erreichbar ist. Hier sind in erster Linie Ausstellungsstücke aus der Geschichte des Klosters bzw. seines Freiheitskampfes zu sehen, wie Fotos und Gemälde, Waffen aus der Zeit der Revolution, die alte Fahne, die bei der Explosion schwer beschädigt wurde, Stücke der alten Ikonostase, Stücke alter Fresken und Skulpturen, alte Ikonen und Messgewänder, Weihrauchgefäße und Kelche. Vor allem die kirchlichen Gegenstände und die Messgewänder hatten die Mönche in den Krypten verstecken können, bevor das Kloster fiel. Sonst wären sie heute sicher nicht mehr erhalten. Nach der Zerstörung wanderten drei Mönche heimlich zum Kloster und bargen alles aus den Ruinen. Sie brachten es zum Archimandriten. Dort wurden die Schätze archiviert und zusammen mit anderen in einer Höhle bei Amári versteckt. Erst nach der Befreiung wurden sie zum Kloster zurückgebracht.

PicturesOG/arkadi3_gwg2.jpgVerlässt man das Kloster wieder durch den Haupteingang und überquert den davor liegenden Platz, erreicht man eine kleine Gedenkstätte mit vier Büsten, die von rechts nach links eine besonders tapfere Verteidigerin namens Charíklia Daskaláki, den Abt des Klosters, Gabriel, Kóstas Giamboudákis (den Mann, der die Fackel ins Pulverfass hielt) und den militärischen Führer des Widerstandes, Ioánnis Dimakókoulos, zeigen. Außerdem sind hier in einer Kapelle ein Treppchen höher in einem Beinhaus Schädel von Gefallenen ausgestellt, die zum Teil Verletzungen durch Hieb- und Schusswunden aufweisen. Ein makaberer Anblick, den ein nistendes Schwalbenpärchen über der Tür nur bedingt relativiert(e).

Das Kloster ist auch heute noch ein Mahnmal für den kretischen Freiheitswillen und alles das, was die Kreter bereit waren, für ihre Freiheit auf sich zu nehmen. Eine Freiheit, die ihnen in ihrer langen Geschichte nur selten zuteil wurde.

Vor dem Kloster gibt es auch einen Touristenpavillon mit Übernachtungsmöglichkeit (nicht billig). Der Eintritt ins Kloster kostet inzwischen 2-2,50 Euro (offiziell „für Renovierungskosten“). Aber für den Besuch des Klosters kann man meiner Meinung nach durchaus auf ein Bier verzichten, was in der Regel sogar mehr kostet (je nachdem wo).

Öffentliche Verkehrsmittel
Von Réthymnon verkehrt 3 x täglich ein Bus zum Kloster (Abfahrt an der Platía Agnóstou – dem Platz des Unbekannten Soldaten).

 

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