Mélambes

PicturesOG/paxi01.jpgDas Dorf liegt 10 Kilometer von Agía Galíni entfernt oberhalb der Südküste. Die Strecke hinauf ist sehr kurvenreich, aber für die Kurbelei wird der Reisende (jedenfalls der/die Beifahrer) durch einen wunderbaren Blick auf das Libysche Meer und die beiden kleinen vorgelagerten Paximádia-Inselchen entschädigt.

Mélambes ist vom Tourismus vollkommen unbeleckt. Man hat dort auch nicht so viel Interesse daran. Der Sage nach sind durchweg alle Einwohner überzeugte Kommunisten. Ich kenne einen Kneipenwirt in einem anderen Dorf (hier seien keine Namen genannt), der aus Mélambes stammt, aber eher konservativ eingestellt ist. Es heißt, er habe deshalb Mélambes verlassen müssen, weil er dort kein Bein mehr auf die Erde bekommen habe. Zwischendurch lebte er dann eine Weile in Deutschland, ging aber sicherheitshalber nie wieder in sein Heimatdorf zurück. Was an dieser Geschichte wirklich wahr ist, kann ich nicht belegen. Vielleicht trifft hier die Geschichte von den Kretern zu, die angeblich alle lügen, aber vielleicht ist etwas dran. Piós xéri?

Ich selbst habe die „Kommunisten“ von Mélambes aber mehrfach von ihrer überaus netten und gastfreundlichen Seite kennengelernt. Ich will hier nur eine Geschichte erzählen, die aber vielleicht exemplarisch sein könnte:

Es ist schon viele Jahre her. Wir saßen abends in Agía Galíni in der „Fressgasse“ vor dem Lokal „Pántheon“ (das es heute nicht mehr gibt – d.h. es gibt noch oder wieder ein Lokal dieses Namens, es ist aber nicht das gleiche) nach der eigentlichen Essenszeit zusammen.
Der Wirt Manólis (der heute einen Souvenirladen in Spíli betreibt) holte seine Lýra hervor, sein Freund das Laoúto, ich hatte rein zufällig meine Gitarre dabei, mehrere andere Instrumente kamen dazu, und so musizierten wir fröhlich kretisch-international vor uns hin (seufz, das waren noch Zeiten). Die Gesellschaft wurde immer größer, Einheimische und Touristen, und es wurde immer später. Gegen 1 Uhr beschwerten sich die ersten schlafwilligen Bewohner der umliegenden Häuser und wir mussten notgedrungen mit dem Musizieren aufhören. Da stand ein junger Mann auf, Kreter aus Mélambes, seinerzeit allerdings Student in der Schweiz, und lud die ganze Runde spontan in sein Elternhaus oben in Mélambes ein. Fast alle machten sich tatsächlich auf den Weg.
Als wir ankamen, sahen wir gerade noch, wie seine Eltern eine Ziege schlachteten (es war 2 Uhr nachts!). Wir setzten uns zusammen mit seinen Eltern und ein paar weiteren Einheimischen aus Mélambes in den netten Innenhof des Hauses und musizierten unverdrossen weiter, angespornt auch durch einen herrlichen, fast schwarzen und schweren Wein.
Zwei Stunden später servierten die Damen des Hauses eine kräftige Ziegensuppe, etwas später die knusprig gegrillten Innereien. Beim Morgengrauen war dann die im Hof am Spieß gebratene Ziege ebenfalls fertig und wurde unter großem Hallo ebenfalls noch vertilgt. Wie ich dann mit dem Auto den Berg heruntergekommen bin, und ob es 8 oder 9 Uhr war, das weiß ich nicht mehr (es ist verjährt).
Nun, solche Dinge erlebt man sicherlich nicht täglich (und möglicherweise heutzutage gar nicht mehr), aber es war in Mélambes, und deswegen habe ich es erzählt.

Wer von Agía Galíni hier herauf nur einen Ausflug unternimmt, fährt am besten am anderen Ende des Dorfes den Berg wieder hinunter zur neuen Straße Spíli – Agía Galíni. Natürlich lohnt sich von hier aus auch die Weiterfahrt nach Ágios Pávlos.