Ich bin mehr als ein Jahrzehnt lang nach Kreta gefahren, ohne ein Kind dabei zu haben. Dann etwa 15 Jahre mit einem bzw. zwei solchen (inzwischen sind sie zu alt und ich/wir fahre(n) wieder alleine) und habe in diesen Jahren die Kreter noch einmal ganz neu kennengelernt. Und wenn ich sie nicht schon vorher gemocht hätte, jetzt ganz bestimmt.
Reisen mit Kindern ist auf Kreta wie in ganz Griechenland schlicht eine wahre Freude, denn die Kreter reagieren auf eigene wie auf fremde Kinder ganz anders, als wir das hierzulande (leider) gewohnt sind. Es ist vollkommen ausgeschlossen, daß ein Kreter sich durch ein fremdes Kind, welches im Lokal 10 Minuten um seinen Tisch herumläuft, randaliert und an seinem Stuhl wackelt, irgendwie belästigt fühlt oder das sogar den Eltern gegenüber äußert. Er nimmt das Kind höchstens auf den Schoß oder bietet ihm etwas Leckeres zu essen an.
Ein Zitat aus einem Brief an mich: „… meine 15 Monate alte Tochter hat sich, unterstützt von ihrer Kontaktfreudigkeit und der Freundlichkeit der Gäste, quer durch die ganze Taverne gebettelt und hat auf diese Weise gleich am ersten Abend mehr von der kretischen Küche mitbekommen als ich während des ganzen Urlaubs – es ist ihr übrigens ausgezeichnet bekommen!“
Und ein eigenes Erlebnis: Unser erster Sohn war gerade mal 11 Monate alt und ein richtiger Racker (er konnte noch nicht laufen, aber stehen schon). Wir fuhren von Iráklion bis hinter Plataniás (westlich von Chaniá!) und so stand (!) er die ganze Zeit fröhlich brabbelnd auf dem Rücksitz und hielt sich an den Lehnen der Vordersitze fest, obwohl es schon dunkel wurde (damals, es ist 25 Jahre her, kriegte man keine Kindersitze!). Wir kamen dann endlich an und waren geschafft. Bevor wir unser Quartier bezogen, wollten wir noch etwas essen, um ein wenig zur Ruhe zu kommen, aber der Kurze war immer noch völlig aufgedreht.
Da stand ein älterer Kreter vom Nachbartisch auf, kam zu uns und fragte „Epitrépete?“ („Ist es erlaubt?“), schnappte sich das Kind und nahm es mit an seinen Tisch. Er gab ihm seinen Schlüsselbund zum Spielen und störte sich auch nicht daran, dass der Kleine ausgiebig seinen imposanten Schnurrbart befingerte. Erst als wir unser Essen beendet hatten, bekamen wir auch unser Kind zurück. Dafür bin ich heute noch dankbar und meine Frau auch.
Das ist auch der Grund, warum ich mich in Deutschland mit meinen beiden Söhnen fast ausschließlich in ausländische Lokale begeben habe, als sie noch klein waren. Hier durften sie noch Kind sein.
Auch mit den eigenen Kindern sind die Kreter ähnlich umkompliziert, wenn auch ihre peripher vorhandenen Erziehungsmethoden nicht immer mein Fall wären. Denn wenn … gibt’s schon mal eine drüber. Und darüber hinaus haben die Griechen eine fast krankhafte Angst, ein Kind könne, nein müsse fallen oder sich irgendwie den Kopf einrennen. Das führt natürlich bei den Kindern zu besonderer Unsicherheit.
Griechische Kinder sind grundsätzlich auch am späten Abend, wenn die ganze Familie essen geht, mit dabei und tollen fröhlich durch das Lokal, bis sie mitten im Trubel auf der harten Bank einschlafen.
Und was das ungewohnte Klima betrifft, so dürfte es nur dann Probleme geben, wenn man sich nicht ein wenig den erprobten Gewohnheiten der Einheimischen anpasst. Während der Mittagshitze wird geschlafen, das gilt für die ganze Familie.
Einheimisches Essen bekommt den Kindern fast immer (ein wenig Vorsicht bei möglicherweise nicht frischen Speisen aus der Wärmetheke). Wer sich darauf nicht verlassen will, Gläschenmahlzeiten gibt es inzwischen in allen Supermärkten (ebenso wie Höschenwindeln). Man braucht also wirklich nicht alles mitzunehmen, vielleicht nur ein paar Gläser und Einzelwindeln für den Anfang, bis man die nächste Bezugsquelle aufgetan hat.
Ein Sonnenhütchen sei empfohlen, vor allem beim Spielen am Strand, ebenso Sonnenschutzfaktoren höheren Grades.
Griechische Kinderärzte sind durchaus vertrauenswürdig! Man muss sich nur daran gewöhnen, daß sie in puncto Medikamente gerne schwere Geschütze (sprich Antibiotika) auffahren.
Kinderspielplätze sind rar, und wenn es sie gibt, sind sie nicht gerade üppig ausgestattet.
Für das eigene und gemietete Auto empfehlen sich Sonnenschutzrollos für die hinteren Seitenfenster. Wer einen Kindersitz für den Mietwagen braucht, tut gut daran, dies mindestens einen Tag vorher anzumelden. In der Regel ist das aber überhaupt kein Problem und kostet bei den meisten Vermietern auch nichts extra.