Káto Zákros

Káto Zákros

Káto Zákros ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Zum einen findet man hier die Ausgrabungen des vierten minoischen Palastes auf der Insel, zum zweiten ist hier das Klima so „milde“, daß in der Bucht von Káto Zákros sogar Bananen ohne Gewächshaus gedeihen, zum dritten ist hier Kreta wirklich „zu Ende“ (die Ansiedlung liegt im äußersten Südosten der Insel).

PicturesOG/katozakros1_gwg2.jpgMan fährt von Sitía über Palékastro und Áno Zákros. Im letzteren Dorf biegt man vor dem Hotel „Zakros“ rechts hinein. Auf der (neuen) Asphaltstraße sind es etwa 8 Kilometer. Auch der Linienbus fährt nach Káto Zákros hinunter, seit es diese Asphaltstraße gibt.
Kurz hinter dem Ortsausgang von Áno Zákros liegt direkt rechts unterhalb der Straße die kleine Ausgrabung einer minoischen Villa.

Zwar ist die Zufahrt auf der neuen Asphaltstraße zum Teil sehr atemberaubend, weil sich tiefe Blicke zum Meer hinunter auftun (diesbezüglich empfehle ich meinen Krimi „Kreta kann sehr warm sein“, denn der spielt hier in der Gegend und auch die Straße spielt eine Rolle), aber mehr Spaß macht es noch, nach Káto Zákros hinunter zu wandern. Entweder über die alte nicht asphaltierte Straße, die etwa 3 Kilometer hinter dem Ortsausgang von der neuen Straße links abbiegt (etwa 150 Meter hinter einem rechts der Straße allein stehenden kleinen ziemlich vergammelten Häuschen). Die Stelle ist leicht zu finden, denn genau hier beschreibt die Asphaltstraße eine Kurve nach rechts und steigt erstmalig wieder ein wenig bergan. In dieser Kurve ist die Abzweigung. Die alte Straße, die bis vor ein paar Jahren die einzige war (inzwischen aber nicht mehr mit dem Auto befahrbar ist), verläuft in Serpentinen hinunter in die Bucht, auch hier beeindruckt der rotlila gefärbte Boden ringsum.


Wanderung durch das „Tal der Toten“
Noch schöner ist aber der folgende Wanderweg durch das links der Straße verlaufende „Tal der Toten“, eine der vielen grandiosen Schluchten der Insel.

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Den Namen erhielt die Schlucht wegen der zahlreichen minoischen Begräbnishöhlen in ihren Wänden (wenn man irgendwo vielleicht mal die Bezeichnung „Tal des Todes“ finden sollte, so liegt das daran, daß der Autor erstens zu viel Karl May und zweitens anderes nicht sorgfältig genug gelesen hat. Die Schlucht ist nämlich durchaus grün und idyllisch, nichts grausam Anmutendes ist zu entdecken).

Den Einstieg in in die Schlucht findet man relativ einfach: Etwa 50 Meter vor der Abzweigung der alten von der neuen Straße (s. o.) zweigt links ein weiterer Fahrweg ab, der schräg in spitzem Winkel zur Straße hinunterführt. Wer mit dem Bus unterwegs ist, kann sich hier absetzen lassen (es gibt inzwischen sogar ein Hinweisschild „Gorge“, außerdem ist ein kleiner Parkplatz vorhanden).
PicturesOG/taldertoten3_gwg2.jpgFolgt man dem genannten Weg, schaut man schon in die Schlucht hinein. Nach etwa 100 Metern knickt dieser Weg links ab, man folge aber dem Pfad, der geradeaus weiter in die Schlucht führt. Im folgenden passiert man zwei Gatter, die wegen der hier wild weidenden Ziegen unbedingt wieder geschlossen werden sollen. Der Pfad führt dann hinunter in die Schlucht. Trittfest sollte man sein, und auch vernünftiges Schuhwerk an den Füßen haben.

Unten findet man eine geradezu üppige Vegetation vor. Riesige Oleanderbüsche und Blumen sowie den niedrigeren büschelartigen Rígani (Orégano). Hier trifft man kaum jemanden an, wenn man durchs Grüne stapft, und im Gegensatz zur Samariá-Schlucht kann man auch schon mal ein paar Meter in die Irre laufen.

PicturesOG/taldertoten6_gwg2.jpgViel schaden tut das aber nicht, denn aus der Schlucht heraus kann man erst wieder am Ende. Die minoischen Begräbnishöhlen in den Felswänden sind gut zu erkennen, zu einigen kann man hochklettern, lohnenswert ist das aber eigentlich nicht, es ist nicht viel dran und schon gar nichts mehr drin zu sehen.

Nach gut 45 Minuten Fußmarsch weitet sich die Schlucht, die Vegetation wechselt nun zu Bananenstauden und Orangen- sowie Zitronenbäumchen. Diese Früchte gedeihen hier unten wegen des subtropischen Klimas besonders gut (s. o.). Hinter dem Ausgang der Schlucht hält man sich links, dann ist auch bald das Dorf erreicht, welches eigentlich nur die lockere Ansiedlung einiger Häuser in der Bucht darstellt.



Sehenswürdigkeiten

Káto Zákros ist durchaus nicht nur das Ziel sonnenhungriger Rucksacktouristen, auch Bildungsreisende fahren individuell oder massenweise in Bussen vor. Hier wurde nämlich 1961 durch einen Zufall der vierte minoische Palast Kretas entdeckt (neben Knossós, Festós und Mália). Der Zufall bestand darin, dass Arbeiter beim Bau eines Gewächshauses auf minoische Schmuckstücke stießen und diesen Fund ebenso erstaunlicher- wie erfreulicherweise ordnungsgemäß meldeten. Schon 1901 hatte hier ein britischer Archäologe nach dem Palast gesucht, aber an der falschen Stelle gegraben. Die Ausgrabungen im Palast von Káto Zákros sind immer noch in vollem Gange. Dies ist – wie unten genauer erklärt – auch der Grund, warum der Ort nicht längst zugebaut und völlig touristifiziert wurde.

Das Ausgrabungsgelände ist zur Besichtigung von morgens bis Sonnenuntergang geöffnet. Wer individuell unterwegs ist, sollte unbedingt frühmorgens herkommen, bevor die Welle der Reisebusse ins Dorf und vor den Palast schwappt.

Auch dieser Palast wurde ca. 1450 v.Chr. wie die anderen Paläste durch eine Naturkatastrophe zerstört. Im Gegensatz zu dort wurde aber auf den Trümmern nicht erneut gebaut, so daß die hiesigen Funde besonders ergiebig sind.

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Man betritt den Palast von Nordosten her (1) und passiert gleich linker Hand die Überreste eines Schmelzofens. Ich empfehle, sich als erstes rechts zu halten und den kleinen Hügel mit den Ausgrabungen der Siedlung außerhalb des eigentlichen Palastes hinaufzusteigen. Dieser Hügel bietet nämlich die Möglichkeit, sich mit dem Plan der Ausgrabungen in der Hand von oben zu orientieren. Man kann alles gut von hier aus schon identifizieren und hat so mehr von dem anschließenden Rundgang.

Wenn man den gleichen Weg wieder hinuntersteigt, erreicht man den Nordflügel des Palastes, in dem sich ein Kultbad oder heiliges Bassin (2) und ein Stück dahinter die einzige bisher in einem minoischen Palast gefundene Küche (3) befinden (zumindest vermutet man, daß dieser Raum eine solche war, da im direkt davor liegenden Raum eine größere Anzahl von Küchengerätschaften gefunden wurde). Links dahinter liegt eine kleine quadratische Halle (4), rechts davon befinden sich alte Magazine (5). Südlich erreicht man nun den Westflügel des Palastes, der wohl vorwiegend kultischen und offiziellen Anlässen diente.

PicturesOG/katozakros3_gwg2.jpgDirekt am Zentralhof liegt ein großer Festsaal (5) und dahinter ein etwas kleinerer Speisesaal (6), dahinter (rechts davon) ein weiteres Kultbad und ein Heiligtum (7).
Zurück auf dem für alle minoischen Paläste typischen Zentralhof (8) geht man dann rechts nach Süden zum Südflügel (9), der in erster Linie Werkstätten und Magazine enthielt. Sehenswert hier vor allem ein kleines rundes Bassin in der Südostecke des Hofes (10), zu dem man auf einer Treppe hinuntersteigt. Wie auch die beiden nordöstlich davon gelegenen Bassins (11) und (12) ist es fast das ganze Jahr über mit reichlich Grundwasser gefüllt. Die Fachwelt ist sich über die Bedeutung aller drei Becken nicht ganz im klaren: Trinkwasserreservoir, Aquarium, Swimmingpool … was auch immer. Heute baden darin Frösche und Schildkröten, die sich ein kleines Biotop geschaffen haben.
Im Ostflügel, den man nun in Richtung Ausgang durchquert, lagen die königlichen Privatgemächer (13). Zumindest das Becken (12) ist deshalb möglicherweise wirklich eine private Badewanne gewesen.

PicturesOG/katozakros2_gwg2.jpgPraktische Hinweise
Es könnte den Besucher verwundern, dass hier noch so relativ wenig „touristische Infrastruktur“ vorhanden ist. Überall sonst, wo ähnliche Voraussetzungen vorliegen, ist schließlich alles zugebaut und erschlossen. Vermutlich zu ihrem Leidwesen ist das den Eigentümern der hiesigen Ländereien aber nicht erlaubt. Der minoische Palast macht es möglich. Niemand weiß nämlich bisher, wie weit die Ausgrabungen noch reichen werden, und deshalb wurde staatlicherseits ein rigider Baustopp verfügt. Sie wollten schon, doch sie dürfen nicht! Immerhin ist weit weg vom Palast im Hintergrund der Bucht inzwischen eine Ferienanlage entstanden, und auch oben auf dem Berg an der Straße nach Áno Zákros werden vereinzelt durchaus anständige Zimmer vermietet (aber man muss eben ein Auto haben und sollte abends wegen der teilweise atemberaubenden Strecke nichts trinken).
Die Bucht von Káto Zákros ist nämlich für den sonnenhungrigen Badeurlauber geradezu ideal. Rechts und links fällt das Gebirge tafelbergartig ins Meer hinab, die Bucht ist breit und sanft geschwungen mit schönem und bisher sauberem Kieselstrand (der groben Kiesel wegen nicht optimal für Kinder geeignet). Nördlich des Dorfes sind die Kiesel kleiner, der Strand noch schöner, allerdings leider nicht mehr so sauber.

Essen und Trinken
Am eigentlichen Ortsstrand liegen nebeneinander alle Tavernen des Dorfes, die keine übermäßig große Auswahl anbieten (Tavernen eben!). Das, was sie servieren, sind aber allesamt leckere und leicht unter Durchschnitt teure Grillgerichte (Fisch ist teurer, wie überall auf Kreta).
Am schönsten sitzt (denn hier ist die Straße zu Ende und versperrt nicht die Sicht auf den Strand) man im letzten Lokal der Brüder Daskalákis. Das Essensangebot ist etwa das gleiche wie in den anderen Tavernen, aber mit etwas Glück hat Mutter Daskalákis etwas Besonderes im Topf, fragen lohnt immer. In allen Lokalen kann man übrigens auch frühstücken, allerdings nur so relativ befriedigend wie fast überall in Griechenland.

Unterkunft
Von der Zufahrtsstraße aus gesehen hinter den Tavernen kann man Zimmer mieten bei „Pópi“, außerdem weiter hinten im Örtchen im „Poseidon“ bei María Karantónis, die manchmal mürrischer wirkt als sie ist. Das Lokal hat María Karantónis seit dem Tode ihres Mannes allerdings aufgegeben, man kann hier nicht mehr essen, sie vermietet nur noch Zimmer. Sie wird auch nicht jünger und lebt inzwischen selbst oben in Áno Zákros, es kann also durchaus mal sein, daß man hier auf Anhieb niemand antrifft.
Das bescheidene Zimmerangebot führt natürlich dazu, dass man in der Saison nicht mehr so leicht Unterkunft findet. Ich erwähnte aber bereits, dass einige findige Leute Häuser weiter oben am Hang gebaut haben, deren Zimmer vermietet werden. Man frage z.B. im Café „Káto Zákros“ unten an der Promenade nach, der Wirt hat solche Zimmer oben an der Straße (ein eigenes Fahrzeug ist wie schon erwähnt also vonnöten), die Zimmer sind schön, die Preise entsprechen denen unten im Dorf.
Die Zimmer der neuen Anlage „George’s Villas“ im Hintergrund der Bucht kenne ich selbst nicht, habe aber Gutes darüber gehört!

Öffentliche Verkehrsmittel
Von und nach Káto Zákros verkehrt der Bus aus Sitía zwei Mal täglich.