Am östlichen Ende der Bucht von Sitía steigt die Straße Richtung Palékastro, Vái und Káto Zákros steil in die Berge hinauf, es bietet sich immer wieder ein herrlicher Blick auf die Bucht zurück.
12 Kilometer hinter Sitía biegt links die Straße zum Kloster Tóplou ab.
Die teils sehr kurvenreiche Straße hinauf zum Kloster Tóplou ist seit vielen Jahren asphaltiert und bestens befahrbar. Nach 3 Kilometern erreicht man das einsam in felsiger Gegend liegende Kloster Tóplou, das auf den ersten Blick wie eine Festung aussieht. Genau das war es auch einige Jahrhunderte lang, denn so weit draußen östlich war das Kloster Tóplou ganz allein auf sich gestellt und musste sich entsprechend wehrhaft einrichten. Im Türkischen bedeutet „Tóplou“ übrigens „Kanone“ (sic!). Trotz der Wehrhaftigkeit des Klosters und seiner Mönche gelang es den Türken mehrfach, das Kloster zu erobern und weitgehend zu zerstören, doch die Mönche bauten es stets unverdrossen wieder auf. Auch im Zweiten Weltkrieg war hier ein Widerstandsnest zu finden, wie anderenorts unterstützte die Kirche aktiv den Kampf des kretischen Volkes und seiner englischen Verbündeten.
Heute ist das Kloster wegen Nachwuchsmangels schon fast geschlossen. Es leben nur noch zwei Mönche hier, die Besucher gerne begrüßen, auch wenn diese hier alles andere als selten sind (im Gegenteil: das Kloster wird von allen Ostkreta-Touren angefahren und so kommen die Besucher reisebusweise).
Das schöne, gemütliche Klosterinnere mit seinem Innenhof und besonders die zweischiffige Klosterkirche lohnen eine Besichtigung. Im linken Schiff der Kirche vom Eingang aus gesehen sind noch spärliche Reste von Fresken aus dem frühen 15. Jahrhundert zu erkennen, die leider durch Feuchtigkeit stark beschädigt sind. Links z. B. als erstes eine Kreuzigungsszene. Die Zweischiffigkeit der Kirche bedingt auch zwei Ikonostasen mit vielen Ikonen.
Die berühmteste von ihnen hängt am zentralen Punkt der Kirche zwischen den zwei Schiffen gegenüber des Eingangs. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde von dem berühmten kretischen Maler Joánnis Kornáros (1745 bis 1796 n.Chr.) gemalt. Sie besteht aus sehr vielen kleinen miniaturisch gemalten Szenen der Bibel, es gibt viel darauf zu entdecken; Diese Ikone gilt übrigens als eine der wertvollsten Ikonen ganz Griechenlands, weniger wegen ihres Alters, sondern wegen ihrer schier unerschöpflichen und ebenso unübersichtlichen Vielfalt.
Sie zeigt in der Mitte vier Hauptszenen und rechts und links davon ganze 57 (!) kleinere Szenen. Das Ganze sieht ein wenig wie ein „Wimmelbilderbuch“ von Ali Mitgutsch aus.
Die Hauptszenen (von oben nach unten): Die Heilige Dreieinigkeit (Vater, Sohn und Hl. Geist), darunter die Taufe Christi, darunter eine Darstellung der Panagía (der Gottesmutter)) mit dem Kind, rechts und links von ihr (die nackten) Adam und Eva. Eva tritt auf die Schlange, die Gottesmutter hält sie schützend (?) am Arm. Ganz unten die Darstellung der Hölle, der Unterwelt, mit den gequälten Menschen, über denen der strahlende Christus schwebt.
Alle anderen kleinen Darstellungen zu beschreiben, würde hier zu weit führen. Entweder schließe man sich also unauffällig einer der ständig stattfindenden Führungen an, oder man erwerbe einen kleinen Führer in der Kirche, der u. a. diese Ikone im einzelnen beschreibt.
Auf der Rückseite des Mittelpfeilers der Kirche eine besonders schöne große Ikone, die Johannes den Täufer zeigt, erkennbar an einer zweiten Abbildung seines abgehauenen Kopfes links unten, den sich wie bekannt die Tänzerin Salomé nach ihrem gekonnten Schleiertanz wünschen durfte. Sie (die Ikone, nicht Salomé!) ist etwa 200 Jahre älter als die berühmtere andere.
Außen an der Kirche links neben dem Eingang hängt eine unscheinbare Steinplatte, in die ein Vertrag zwischen den Städten Ítanos und Ierápetra eingemeißelt ist, stammend aus dem 1. Jahrhundert v. Chr.
Außerdem ist im Kloster inzwischen ein kleines Museum eingerichtet, in dem Ikonen, alte Schriftstücke und auch Waffen zu sehen sind.