Die ehemalige „Leprainsel“ liegt nördlich von Ágios Nikólaos gegenüber des Badeortes Eloúnda.
Tatsächlich besteht Spinalónga aus zwei Inseln, der südlichen, die wirklich so heißt, aber nicht (!) die Leprainsel war, und der nördlichen, die die Leprainsel war, aber richtig Kalydón bzw. Kalydóna heißt.
Beginnen wir mit der südlichen (Spinalónga) und ihren (kleinen) Sehenswürdigkeiten: Zu dieser Insel kann man auch zu Fuß oder mit dem Auto hinüber gehen/fahren, denn sie ist mit dem kretischen „Festland“ durch einen langen Damm verbunden. Diesen wiederum durchschneidet ein schmaler Kanal, über den eine Brücke führt. Die Zufahrt ist im Ort Eloúnda recht unauffällig rechts zum „Public Beach“ ausgeschildert.
Direkt hinter der Brücke geht man rechts bis zu einer recht netten Taverne. Direkt rechts daneben führt ein schmaler Weg etwa 20 Meter landeinwärts. Dort findet man ein etwa 3-5 Meter großes (eingezäuntes) byzantinisches Fußbodenmosaik, welches Delphine und Rosetten zeigt.
Zurück an der Taverne geht man weiter (links) am Wasser entlang und erreicht eine kleine Kirche. Direkt vor der Kirche kann man bei ruhiger See unter der Wasseroberfläche die Grundmauern von Häusern erkennen (es ist nicht ganz einfach, man muss schon genau gucken).
Es soll sich hier um Überreste der antiken Stadt Ólous handeln, die bei einer Erdbewegung der Insel im Meer versank.
Einige hundert Meter den Weg weiter gehend, erreicht man zwischen den felsigen Klippen diverse kleine Badestellen, wo man fast für sich alleine sein kann. Nebenbei sind die Felsen bestens als Sprungbrett ins Meer zu nutzen, da es hier tief genug ist. Einer meiner Söhne hat hier mal mit der Hand einen Oktopus gefangen, den er leider wieder schwimmen ließ, weil er ihn so traurig anschaute (und ich esse doch Oktopus für mein Leben gern!)
Kommen wir nun zur nördlichen Insel Kalydón, der echten Leprainsel (man kann zu dieser Insel mit Ausflugsschiffen von Ágios Nikólaos oder von Eloúnda aus fahren, ich persönlich ziehe es vor, mit dem Auto (oder dem Bus – s. u.) weiter nach Norden bis zu dem kleinen Fischerdorf Pláka zu fahren (die Straße nach Pláka zweigt in Eloúnda hinter dem Hafenplatz und dem Uhrturm rechts ab) und von dort aus den kurzen Weg mit einem größeren Fischerboot zu fahren (Preis/Person ca. 8 Euro). Im Lokal „Gorgona“ direkt an der Anlegestelle haben wir gut gegessen, während wir auf das nächste Boot warteten.
Auf der Insel liegt ein Kastell, welches die Venezianer in Kenntnis seiner günstigen Lage errichteten, und in dem sie bis zuletzt den Türken trotzten. Sie durften es sogar behalten, als die gesamte übrige Insel (Kreta) vollständig von den Türken erobert worden war. Die Überreste dieses Kastells sind auch heute noch recht gut erhalten (Eintrittspreis 1 Euro).
Innerhalb seiner Mauern befand sich seit 1903 die Leprakolonie: Überall auf Kreta wurden derzeit Leprakranke von der Polizei verhaftet und auf die Insel deportiert, um dort bis an ihr Lebensende zu bleiben. Zum Schluß waren es über 400 Menschen, die hier lebten und sich entsprechend einrichteten.
Sie restaurierten verfallene Häuser, betrieben in bescheidenem Maße Ackerbau und Viehzucht, es entwickelte sich im Laufe der Jahre ein richtiges kleines Gemeinwesen. Nach dem Bau von Desinfektionsstationen konnten auch Verwandte die Kranken auf der Insel besuchen. Die hygienischen Verhältnisse und die medizinische Versorgung wurden ebenfalls verbessert, dennoch starben die meisten Bewohner an ihrer Krankheit. Die letzten Überlebenden wurden 1957 von der Insel wieder weggebracht. Seitdem hat sie keinen Leprakranken mehr gesehen, also braucht niemand eine Ansteckung zu fürchten.
Der Rundgang um die Insel dauert etwa 20 Minuten. Da das Boot aber nur einmal pro Stunde wieder zum Abholen eintrifft, kann man sich alles in Ruhe betrachten. Vieles ist baufällig und wegen Einsturzgefahr abgesperrt, es wird aber daran gearbeitet. Die Fotos vermitteln sicherlich einen kleinen Eindruck.
Unweit der kleinen Anlegestelle gibt es ein funktionierendes Kartentelefon. Das ist kein Gag von mir! Es wurde für den Fall montiert, dass man das letzte Boot nach Pláka oder Eloúnda verpasst, also sollte man eine Telefonkarte dabei haben (und vielleicht eine Visitenkarte der Taverne „Gorgona“ wegen der Telefonnummer). Billiger als das eigene Handy ist es in jedem Fall!
Außer der erwähnten Taverne gibt es in Pláka nochdiverse andere.
Öffentliche Verkehrsmittel
Von Ágios Nikólaos verkehrt laufend ein Bus nach Eloúnda und zurück (Auskunft am Busbahnhof in Ágios Nikólaos oder bei der Touristeninformation).
Zwei Mal täglich fährt auch ein Bus nach und von Pláka (Samstag/Sonntag nicht).
Am Hafen von Ágios Nikólaos sind die Ausflugsboote mit den großen Werbetafeln nicht zu übersehen, die einen Besuch der Insel(n) mit Führung anbieten. Preiswert ist es nicht, man erhält in der Regel eine qualifizierte Führung mit dazu (auch auf deutsch).
Lohnenswert ist für den, der das noch immer existierende intakte Kreta erleben will, ein Abstecher in die landeinwärts gelegenen Dörfer. Hier – nur wenige Kilometer vom Meer und dem Trubel in Eloúnda entfernt – findet man nämlich Ruhe und wirklich noch das Kreta, das man „mit der Seele sucht“.
Kleine Dörfer und Kafenía mit geringem Angebot, aber sehr netten WirtInnen etc. Dieses Kreta gibt es eigentlich fast überall noch, sobald man weit genug (5-10 Kilometer) vom Meer entfernt ist. Hier wird allerdings auch zusätzlich ein schöner Blick auf die Mirabéllo-Bucht geboten.