Fahrkartenkontrolle

Fahrkartenkontrolle

„Ich bin am Verhungern, wo bleibt bloß der Kellner?“
Mein Sohn Ralf schaut auf.
„Ich glaube, da kommt er.“
Dann wird er plötzlich blass.
„Nein, das ist eine Kontrolle.“
„Eine was?“
Ich drehe mich um und dann sehe ich sie auch. Zwei Mann und eine Frau hoch, graue Uniformen, die sich langsam an den Tischreihen der griechischen Lokals, in der wir sitzen, rechts und links vorbei schieben. Und schon erreicht die Frau unseren Tisch, sie lässt kurz einen Ausweis aufblitzen.
„Fahrkartenkontrolle, Ihre Fahrausweise bitte!“
Meine Frau reagiert verwirrt:
„Was für Fahrausweise? Das ist hier ein Restaurant!“
Die graue Frau bleibt ungerührt.
„In unserem Dienstplan von heute morgen steht diese Adresse! Also kontrollieren wir hier auch. Ihre Fahrausweise bitte!“
„Aber wir fahren doch überhaupt nicht.“
„Sind Sie sicher, dass Sie nicht mit der Bahn hergekommen sind?“
„Vollkommen sicher, denn wir haben ein Auto.“
„Das interessiert mich nicht. Wenn Sie mir jetzt nicht Ihre Fahrausweise zeigen, muss ich Ihre Personalien feststellen und ein erhöhtes Beförderungsentgelt verlangen.“
„Das ist doch absolut absurd. Hier können Sie doch nicht einfach Fahrkarten kontrollieren, hier ist ein Restaurant!“
„Es steht so in unserem Dienstplan …“
„Und wer macht so einen hirnrissigen Dienstplan?“
„Unser Computer, wer sonst.“
„Da muss doch ein Fehler vorliegen!“
„Unser Computer macht keine Fehler. Kann ich nun endlich Ihre Fahrausweise sehen?“
Mein kleinerer Sohn Felix senkt eingeschüchtert den Kopf.
„Ich habe keine Fahrkarte.“
Sogar meine Frau ist verwirrt.
„Ich auch nicht.“
Ralf hat ein Schülerticket und zeigt es tatsächlich vor.
„Und Sie, der Herr?“
„Ich habe eine Monatskarte, aber ich denke nicht im Traum daran, sie Ihnen zu zeigen!“
Die graue Frau zuckt mit den Schultern und notiert etwas.
„Das sind dann also 120 Euro Nachentgelt für drei Personen ohne gültigen Fahrausweis. Zahlen Sie sofort oder geben Sie mir Ihre Personalien? Die Rechnung wird Ihnen dann zugestellt.“
Ich stehe kurz vor der Explosion!
„Wissen Sie was, Sie dumme Tusse? Wenn Sie mit dem Mist nicht sofort aufhören, dann werde ich Ihren Laden verklagen. Und das werden sicher Hunderte von anderen Leuten auch tun. Das kommt sehr teuer für Sie.“
Sie bleibt immer noch ungerührt.
„Dann werden eben die Fahrpreise mal wieder erhöht. Und die ‚dumme Tusse‘ wird Sie noch was extra kosten.“
Das ist endgültig zu viel. Ich springe auf und will auf sie losgehen. Dabei knalle ich mit dem Kopf und voller Wucht gegen die Lampe, die tief über dem Tisch hängt. Irgendwie ist die Geschichte plötzlich zu Ende.
Am nächsten Morgen finde ich die Scherben meiner Nachttischlampe auf dem Kopfkissen.