Falássarna

Falássarna

Falássarna liegt an der schmalen Westküste der Insel. Einerseits ist es bekannt durch die spärlich vorhandenen Ausgrabungen, andererseits gilt es seit längerem als einer der kretischen Geheimtips für das individualreisende Volk. Es liegt weit ab vom Schuss, und trotzdem trifft man hier allerlei Leute.

PicturesOG/falassarna_gwg.jpgAndererseits stehen im Umland von Falássarna jedes Jahr mehr Gewächshäuser, sie sehen nicht schön aus, sorgen aber für reichen landwirtschaftlichen Ertrag, da sie vor allem den ganzen Winter über bewirtschaftet werden können. Leider setzt sich diese Art der Landwirtschaft auf Kreta nun immer mehr auch fern der Messará-Ebene durch, wo das Ganze begonnen hat. Wie gesagt, es bringt Geld, aber besonders schön sind diese Plastikplanen-Landschaften nun wirklich nicht.

Der „Ort“ Falássarna besteht immer noch nur aus wenigen Häusern, die sich im wesentlichen um zwei Tavernen gruppieren.
Die untere Taverne („Sunset“) ist die ältere, sie vermietet auch Zimmer (Tel.: 28220-41204). Hier sitzt man unter Feigenbäumen eigentlich sehr gemütlich. Dennoch erscheint mir das obere Lokal („Falassarna“) qualitativ etwas besser, außerdem baut man hier ständig an. Denn auch in Falássarna hat man die Zeichen der Zeit erkannt.

Gerüchteweise soll in der Bucht südlich von Falássarna ein großer Hotelkomplex entstehen (die Gerüchte gibt es schon seit Jahren, noch sind sie allerdings nicht Wirklichkeit geworden).
Schon jetzt gibt es im Um- und Hinterland viele „Rent Rooms“ sowie verstreut liegende Tavernen wie „Panorama“ und „Pachia Ammos“ und einige andere, die selbstverständlich auch ihre entsprechenden Strände („beautiful“, „sandy“) anpreisen. Überhaupt breitet sich der Ort in alle Richtungen aus, wobei man wie gesagt nicht von einem „Ort“ sprechen kann. Wer irgendwo ein Grundstück ergattern konnte, hat eine Taverne samt Zimmervermietung daraufgestellt, wie es anderswo auch gang und gäbe ist. Das größte und schickste hier ist „Falassarna Beach Appartements“.

PicturesOG/sandlilie_gwg.jpgRechts vorbei am unteren Restaurant im „Ortskern“ führt der Weg zum Strand hinunter. Man kommt an einer Quelle vorbei (oberhalb liegen die Toiletten des Lokals!) und an einer kleinen Kirche, die ebenfalls in den Felsen hineingebaut wurde, das Glockentürmchen liegt auf Höhe der Lokalterrasse. Der Strand ist wirklich schön sandig mit einigen Felspartien dazwischen, die sehr angenehm Schutz bieten gegen den auch hier gerne wehenden Wind. Am Strand gibt es auch einige bewohnbare und bewohnte Höhlen.

Ein interessantes – ja fast philosophisches – Phänomen ist mir in Falássarna aufgefallen: Überall stehen Schilder in der Gegend herum, die das Wegwerfen von Müll verbieten. Das ist ja prinzipiell notwendig und lobenswert. Da aber die Einheimischen gerne die Touristen für die Umweltverschmutzung Kretas verantwortlich machen, verwundert es schon, dass alle diese Schilder nur in Griechisch verfasst sind, nicht etwa (auch) auf Englisch! Alles ist überall (und auch hier) sonst zweisprachig ausgeschildert … bis auf diese speziellen Müll-Vermeidungsschilder. Komisch!

Wer sich die Ausgrabungen anschauen möchte, folge in Verlängerung der Zufahrtsstraße dem Feldweg weiter nach Norden. Nach etwa 1 Kilometer erreicht man die Ausgrabungen eines alten Friedhofs, gleich rechts des Weges z. B. ein alter Sarkophag, ein Stück weiter auf der linken Seite des Weges ein steinerner (Thron-)Sessel. Ob es wirklich ein Thron war, ist ungewiss, es wird auch vermutet, es könne ein Podium für Redner gewesen sein.

PicturesOG/Falassarna.jpgNach weiteren 200 Metern biegt man links ab und erreicht ein Gelände, in dem derzeit noch Ausgrabungen stattfinden, weiter Richtung Meer ein fertig ausgegrabener Turm bzw. ein rundes turmähnliches Gebäude. Folgt man dem südwestlich (!) von hier verlaufenden Trampelpfad in Richtung Meer, erreicht man mehrere in den Fels gehauene, meist rechteckige „Becken“, die von den Archäologen unterschiedlich gedeutet werden.

In fast allen Reiseführern verbreitet ist die Behauptung, dies seien Hafenbecken gewesen, die sich nun so weit oberhalb des Meeres befänden, da Kreta sich im Westen gehoben (und im Osten gesenkt) habe. Letzteres ist unbestritten, man kann dies sehr schön an der Küstenlinie bei Falássarna nachvollziehen. Früher einmal war der jetzige Steilfelsen oberhalb des Strandes die Küste, der darunterliegende Sandstrand bildete sich erst durch eben dieses „Kippen“ der Insel.
Das es hier einen im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. sehr bedeutenden Hafen gab, ist ebenfalls bekannt.
Was aber die „Hafenbecken“-Deutung für die genannten rechteckigen aus dem Fels gehauenen Gruben betrifft, bin ich absolut anderer Meinung. Hier folge ich eher dem Archäologen Wolfgang Hautumn, der feststellt, für Hafenbecken seien diese viel zu klein. Er vermutet eher, daß es Steinbrüche waren und schließt logisch, diese hätten aus Transportgründen direkt am Meer gelegen.
Eine Untermauerung dieser These fand ich auch kürzlich im Internet: „… in einiger Entfernung von der felsigen Küste sind aus dem Fels gehauene Steinbrüche oder möglicherweise auch Zisternen zu erkennen“.
Und ich darf dem noch hinzufügen: Ich habe noch nie ein Hafenbecken gesehen, welches vier gleich hohe Wände hat? Wie wären die Schiffe da wohl hineingekommen – sie hätten fliegen müssen. Unlogisch erscheint auch die Tatsache, daß in einigen der Gruben in den Stein gehauene Treppen bis ganz nach unten führen. Wer steigt schon in einem Hafenbecken nach ganz unten, wenn er kein Froschmann ist?

Öffentliche Verkehrsmittel
3x täglich Busverbindung mit Chaniá (jeweils über Kastélli Kissámou).