Kamáki (wörtlich = „Harpune“, im übertragenen Sinne aber „die Anmache“ oder „das Aufreißen“…)
Die „Kamákia“ sind die griechische Ausdrucksform der italienischen Papagalli, sie können genauso zudringlich werden. „Kamáki“ ist auf der einen Seite ein Sport (wer schafft die meisten), andererseits aber auch für die jungen Kreter eine willkommene Gelegenheit, voreheliche Erfahrungen zu sammeln. Zwar sind inzwischen die jungen Griechinnen nicht mehr ganz so behütet wie vordem, in ländlichen Gegenden aber noch absolut tabu. Deswegen blüht Kamáki vor allen Dingen auch an der Südküste.
Zum dritten nun erfüllen die zudringlichen (jungen oder etwas älteren) Männer auch für viele jüngere (und ebenfalls etwas ältere) Touristinnen ein Bedürfnis, denn es gibt genügend, die sich nur allzu gerne auf ein solches Abenteuer einlassen, ja sogar enttäuscht wären, würde es ihnen nicht geboten. Das ist nicht etwa als Kritik gemeint, das sei betont, jeder das ihre… wie ich gerne sage.
Dass die Kreter der Meinung sind, alle Touristinnen, ob jung ob alt, seien praktisch an nichts anderem interessiert (bei sehr vielen könnte man das ob der spärlichen Bekleidung wirklich annehmen), erfuhr eine gute Freundin von uns, die sehr züchtig bekleidet über Kreta trampte. Als ein LKW mit einem mindestens 60jährigen hielt, nahm sie erleichtert (weil der ja wohl ungefährlich war) neben ihm Platz. Nach einem Kilometer etwa fragte er sie allerdings sehr direkt, ob sie denn Lust hätte, mit ihm mal… rechts ran zu fahren. Völlig von den Socken entgegnete sie ein schroffes „Óchi“ (Nein), was er ungerührt und nach wie vor freundlich mit den Worten quittierte: „Jiatí? Óla ta korítsia to théloun!“ (Wieso? Das wollen doch alle Mädchen!).
Die Angst vor AIDS hat in den letzten Jahren „Kamáki“ allerdings etwas eingeschränkt. Zur Ehrenrettung der Kreter darf ich aber noch hinzufügen, dass sie ein „Nein“ in der Regel verstehen und akzeptieren (das unterscheidet sie angeblich von den Italienern).
Übrigens empfehle ich männlichen Reisenden nicht die Suche nach kretischen „Kamakinnen“. Die gibt es nicht und selbst ein Versuch könnte unangenehm enden. Wer im Urlaub eine neue Gespielin sucht, wird möglicherweise bis sicher (es kommt auf ihn an) im eigenen Touristen-Umfeld fündig. Finger weg von den netten Kreterinnen, das gibt nur Ärger! Ich habe da keine persönlichen Erfahrungen, aber ich kenne Leute, die schon einen Riesenärger bekamen, weil sie einfach nur missverstanden wurden, obwohl sie wirklich nichts Einschlägiges im Sinn hatten.