Den nächsten Abend verbrachten wir auf dem Oberdeck der Fähre. In diesem Jahr begannen wir einen „Ritus“, den ich über fast all die Jahre, die ich mit dem Auto nach Kreta fuhr, beibehielt. Wir bereiteten uns auf Deck eine große Schüssel „Schweizer Wurstsalat“ zu. Alle Zutaten hatten wir aus Deutschland mitgebracht …
In diesem Jahr (und in all den folgenden) schauten die Einheimischen schon etwas verwundert, als wir da alle fleißig Fleischwurst, Gouda und Gurken schnippelten, alles in die Schüssel warfen und dann noch Paprikastreifen und Silberzwiebeln hinzufügten. Nur für diesen einen Salat nahm ich sogar normales Pflanzenöl mit ins Land der Oliven … und ordentlich Balsamico gehörte natürlich auch hinein.
Und immer gaben wir jedem Interessierten etwas ab … wir produzierten ja jedes Mal viel zu viel. So betätigten wir uns als „Botschafter des Wurstsalats“ in Griechenland … aber ehrlich, das war wirklich die einzige „deutsche“ Mahlzeit, die wir in Griechenland zu uns nahmen.
Nun muss ich einen ordentlichen Sprung machen, ich weiß nämlich nicht mehr, wohin wir uns auf Kreta als Erstes wandten. Ich weiß nur noch, dass der bereits erwähnte Jannis in Kókkinos Pýrgos mehr als angetan von meinem „Harem“ war, dass wir in Festós und „natürlich in Knossós waren und dass wir natürlich auch wieder meine erste Liebe, das „Kiani Akti“ bei Kalýves besuchten und dass wir auf der Lassíthi herumkraxelten.
Aber an einen Abend und noch viel mehr an den darauffolgenden Tag erinnere ich mich noch sehr gut: Wir waren in Ierápetra in irgend einem kleinen Lokal mitten im Ort. Wir hatten gut gegessen und irgendwie kriegten die Mädchen mich rum, noch ein bisschen Gitarre zu spielen. Ich konnte inzwischen zwei oder drei griechische Lieder mehr, und die einheimischen Gäste waren recht begeistert, unsere Tischrunde wurde immer größer. Nicht weil ich so ein toller Sänger war, nehme ich an, sondern weil es ihnen ziemlich unfassbar erschien, dass überhaupt ein Tourist auf die Idee kam, selbst griechische Lieder zu singen. Und außerdem hatte man so ja auch einen Vorwand, den Mädels ein wenig näher zu rücken.
Und so kam es im Verlauf des weiteren Abends, wie es leider kommen musste. Irgendwann hatte ich dummerweise das Gefühl, jetzt genug Ouzo oder Raki getrunken zu haben (ich glaube, damals trank ich noch vorzugsweise Ouzo, was sich aber bald änderte), und stieg – ja es war Dummheit – auf Retsina um. Man weiß eigentlich vorher schon, wie das ausgeht, aber mancher wird eben durch Schaden nicht klug.
Langer Rede kurzer Sinn: Wie ich mit dem Auto an den Strand östlich von Ierapetra gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Die Damen behaupteten, ich sei noch ziemlich normal gefahren … ich erinnere mich nicht mehr. Tatsache war aber, dass mich selbst der größte Pott Filterkaffee am nächsten Morgen nicht fit machte (wir hatten so ein kleines Gaskocherchen dabei) … und so blieben wir erst einmal am Strand. Meine Mädels bauten für den leidenden „Pascha“ ein kleines Sonnendach aus einem Handtuch für den Kopf. Ich sollte ja nicht auch noch einen Sonnenstich bekommen.
Ich lag da vollkommen ermattet, ein leichter, kühlender Wind strich über meinen Körper und mein Kopf schmerzte zwar, aber das wenigstens im Schatten.
Die Ladies gingen baden und ich schlief wieder ein.
Leider hatten wir die Rechnung ohne die Sonne gemacht. Warum auch immer, keine der Damen hatte daran gedacht, mich einzucremen (wie ich das gewohnt war) und ich bemerkte erstens wegen des Windes und zweitens schlafend nicht, dass ich mir den bombastischsten Sonnenbrand meines Lebens holte. Ich wurde nämlich erst Stunden später wieder wach … und es war grauenhaft. Insbesondere meine Beine hatten die Farbe gut gesottenen Krebsfleisches angenommen, und der Versuch, in meine Jeans zu steigen, endete in einem Schmerzensschrei. Es ging einfach nicht …
Susi borgte mir schließlich eine ganz leichte und dünne Baumwollhose, rot-weiß kariert und natürlich ein wenig zu kurz, aber auf Schönheit kam es jetzt nicht an. Ich brauchte einige Tage, bis ich mich wieder in die Sonne wagen konnte.
Die letzten Tage auf Kreta verliefen ebenfalls ohne Ereignisse, an die ich mich erinnern würde, lediglich die Rückfahrt durch Jugoslawien blieb mir in Erinnerung. Wir wollten nonstop durchfahren und ich hielt von Piräus bis hinter Belgrad ohne Probleme durch. Dann aber überfiel mich die Müdigkeit und ich bat Schorni, mal für ein oder zwei Stunden das Lenkrad zu übernehmen.
Geweckt wurde ich knapp eine halbe Stunde später durch ein übles Rumpeln, das durchs Auto fuhr … wir kamen auf einer Wiese zum Stehen. Schorni war am Steuer eingeschlafen … ein Glück, dass weiter nichts passiert war. Also setzte ich mich wieder hinter das Lenkrad und fuhr bis Köln durch … insgesamt waren es 48 Stunden praktisch nonstop. Damals konnte ich das noch …
Noch ein abschließendes Wort zu meinem treuen „Rossi“: Über 8.000 Kilometer hatte er uns ohne jedes Problem nach und durch Kreta getragen. Eine Woche später erlitt er einen Kolbenfresser … und ich bekam noch 400,00 DM dafür … ehrlich!