Merles Tagebuch Teil 4
Mein Frauchen und ich haben heute ein bisschen Ahnenforschung betrieben. Hier seht Ihr ein Bild von meinem Papa mit 3 Monaten (also etwa so alt, wie ich heute fast bin – inzwischen ist er zwei Jahre alt) und ein Bild von meiner Mama, ganz aktuell vor etwa zwei Wochen aufgenommen (sie ist drei Jahre alt). Ich glaube, meine jetzt schon ladylike Haltung habe ich von ihr geerbt.
Heute durfte Herrchen mit in den Stadtwald. Der Stadtwald ist, wie ich inzwischen rausgekriegt habe, ein richtiger Abenteuerspielplatz für kleine Hunde. Herrchen meinte, das sei gar nicht so einfach, eine so flinke Maus wie mich mit dem Fotoapparat zu erwischen. Deshalb sind ein paar Bilder auch nicht ganz scharf geworden, er hätte besser den „Sportmodus“ eingestellt – das hat er aber zu spät gemerkt. Ich bin eben sportlich …
Und vielen Hunden sind wir begegnet. Drei von ihnen fand ich so nett, dass ich einfach mitgegangen bin. Da musste Frauchen mich wieder einfangen. Die drei Hunde gehörten drei hübschen blonden Frauen. Herrchen hat mir zugeflüstert, ich hätte ja Recht, wir beide sollten besser mit denen mitgehen. Ging dann aber leider nicht, weil Frauchen es nicht gehört hat. Und so hat sie uns einfach beide an die Leine genommen … Pech aber auch. Zu Hause habe ich ein Schweineohr bekommen und Herrchen Spiegeleier mit so viel Schinken, wie er sich gewünscht hat. Und so waren wir es dann auch wieder zufrieden.
Als Herrchen heute nach Hause kam, habe ich mich so gefreut, dass ich versehentlich ein paar Tropfen in den Flur gepinkelt habe. Dabei bin ich doch schon stubenrein. Ein richtiger Musterhund. Und als Herrchen Hut und Jacke aufgehängt hatte, hat er mich ganz herrlich durchgeknuddelt und mir den Bauch gestreichelt. Davon gibt es aber kein Foto, denn er brauchte beide Hände für mich. Und dann habe ich wieder ein bisschen auf meinem Spielzeug rumgekaut. Das Hühnchen ist übrigens neu. Ich habe einen Riesenspaß damit, es quietscht nämlich, wenn man drauf beißt. Dann schreit es aua! Hihi … Mami – ääääh Frauchen – hat gesagt, ich sei wie ein Kind, dass sich über ein neues Spielzeug freut. Klar, da hat sie Recht. Und die Belohnung ist, dass ich bis heute noch überhaupt nichts kaputt gebissen habe, was ich nicht durfte. Ich kennen nämlich die Bedeutung des Wortes „Nein“ schon sehr gut. Dabei wollte ich doch Frauchen erziehen! Da ist wohl was schief gelaufen. Nur eins wird sie mir nicht so schnell abgewöhnen: Dass ich vor Vorfreude rumhüpfe wie ein Irrwisch, wenn sie mein Frühstück zubereitet. Das kann ich nämlich kaum erwarten … morgens hängt mir immer Magen in den Pfoten und ich will ja mal ein großes und schönes Madämchen werden! Eine anmutige Haltung habe ich ja jetzt schon!
Heute war ziemlich schlechtes Wetter, aber ich habe trotzdem ein bisschen den Garten aufgeräumt. Und dann kam Theresa zu Besuch. Die ist die Tochter von meiner Tierärztin und außerdem bei meinem Frauchen in der Ganztagsschule. Sie wollte aber nicht richtig mit mir spielen, obwohl ich versucht habe, sie zu animieren. Sie wollte lieber Fernsehen. Apropos Fernsehen: Vor ein paar Tagen kam mal eine Hundesendung. Ich habe gleich mal hinter dem Fernseher nachgeschaut, wo die Hunde stecken. Es waren aber keine da!
Ganz habe ich nicht verstanden, warum Frauchen meinte, dass das von meiner Intelligenz zeugt. Ich habe die Hunde ja nicht gefunden.