Das eigene Auto stellt natürlich die allerbequemste Möglichkeit dar, auf Kreta zu reisen. Diese Bequemlichkeit ist aber wirklich erst ab einer Reisedauer von vier Wochen zu empfehlen, denn eine gute Woche geht für Hin- und Rückreise immer drauf. Außerdem ist die Anreise mit dem eigenen Wagen wesentlich anstrengender als beispielsweise mit dem Flugzeug. Aber mit dem Auto lassen sich natürlich mehr Gepäckstücke hin sowie Mitbringsel zurück befördern. Diese Überlegungen sind allerdings mehr Argumente für die Wahl des Anreiseweges, beschränken wir uns also an dieser Stelle auf das Fahren auf Kreta.
Das kretische Straßennetz ist durchaus dicht, wenn auch keinesfalls überall nach mitteleuropäischen Maßstäben ausgebaut. Die beste Strecke ist die „New Road“ von Kastélli bis Sitía an der Nordküste entlang, man darf sie sich aber keinesfalls, wie auf den meisten Karten eingezeichnet, als schnurgerades autobahnähnliches Bauwerk vorstellen. Auch diese Straße weist zum Teil eifrig Kurven auf (die dann und wann auch noch negativ überhöht sind, d.h. nach außen abfallen). Es empfiehlt sich auch hier, sich unbedingt an die erlaubten Höchstgeschwindigkeiten zu halten, die durchaus nicht überall möglich sind (übrigens auch deshalb, weil dies meines Wissens die einzige Straße ist, auf der schon mal Geschwindigkeitskontrollen stattfinden).
Straßenschäden durch Winterfrost werden darüber hinaus auch nicht immer sofort behoben. Das gilt um so mehr für alle anderen Straßen, die schlecht bis überhaupt nicht asphaltiert sind, Straßenschäden werden wohl eher zufällig mal repariert… aber man kommt auf diesen Straßen bei angepasster Fahrweise ohne Gefahr für Auto, Leib und Leben um die ganze Insel. Aber eben „immer mit einer gewissen Ruhe“. Ich gebe zu, dass ich auf mir sehr gut bekannten Standardstrecken auch schon mal ein bisschen mehr drauftrete. Man fahre umsichtig, dann geht auch alles gut.
Kreter legen manchmal eine etwas unkonventionelle Fahrweise an den Tag. Es gibt zwar durchaus Verkehrsregeln, die den mitteleuropäischen entsprechen, aber das „darauf Beharren“ entspricht nicht unbedingt dem Naturell der Kreter. Vorfahrt hat meistens der, der schneller reagiert (wenn das der Ausländer war, wird dennoch kräftig hinter ihm her geschimpft).
Einheimische Autos sind manchmal in einem beklagenswerten Zustand, ausgeschlagene Lenkung, Bremsen ohne Beläge und viele andere Macken tragen natürlich zu einer manchmal seltsamen Fahrweise bei. Einen so richtigen TÜV gibt es hier (noch) nicht, im Maximalfall kann die Polizei ein Auto aus dem Verkehr ziehen, es muss dann aber schon mehr als sehr schlimm aussehen.
Hört man hinter einer unübersichtlichen Kurve eine kräftige Hupe oder Fanfare, ist es durchaus nicht übertrieben, rechts ranzufahren. Es kommt dann nämlich ein Bus oder LKW entgegen, der auf seine Hupe vertraut und die Kurve (schon seiner Größe wegen gezwungenermaßen) recht großzügig nimmt.
Für den Motorradfahrer gilt im großen und ganzen das gleiche wie für den Automobilisten, er sollte nur noch vorsichtiger sein. Denn selbst auf besseren Straßen liegen häufig unmotiviert Steine herum, die dem Zweirad leicht zum Verhängnis werden können. Und zwei Fälle habe ich selber erlebt, als Bauern die Geschwindigkeit der Motorräder völlig unterschätzten und seelenruhig mit ihren überladenen Dreirädern auf die Hauptstraße einbogen. Einer der beiden Unfälle endete tödlich für den Motorradfahrer.
Auch in anderer Hinsicht ist Vorsicht bzw. Vorsorge am Platze: Zwar ist auch in Griechenland inzwischen die allgemeine Haftpflichtversicherungspflicht eingeführt, im Ernstfall aber kann sich die Regulierung als äußerst schwierig erweisen. Deshalb sollte der Reisende für sein Auto (sofern nicht sowieso vorhanden) zumindest eine zeitliche Vollkaskoversicherung abschließen. Übrigens ist ein Internationaler Führerschein nicht, eine grüne Versicherungskarte aber sehr wohl erforderlich.