Route 30 – Ein Abstecher nach Santoríni/Thýra und Anáfi (nur bedingt als Tagesausflug empfohlen und natürlich nicht mit dem Auto)

Santoríni ist die Kreta am nächsten gelegene Insel der Kykladen (etwa 120 Kilometer nördlich). Die Besonderheit der Insel liegt in ihrem Vulkan, der etwa im Jahre 1500 v. Chr. ausbrach und das Zentrum der Insel völlig zerstörte. So wurden aus einer Insel mehrere: Santoríni selbst sowie Thirássia, Aspronísi und die beiden reinen Lavainseln im Zentrum des Kraters, Paléa und Néa Kaméni (das „Alte“ und das „Neue“ Kaméni).

Das eigentliche „Zentrum“ der Insel, der Vulkankrater, lief voll Wasser. Man darf sich das natürlich nicht als kleinen Binnensee vorstellen, dafür war die Katastrophe zu groß. Die „Caldéra“ (so wird der ehemalige Krater genannt) ist Teil des Meeres. Die gewaltige Eruption zerstörte nicht nur Santoríni, sondern sorgte auch auf Kreta (durch eine gewaltige Flutwelle und ein Erdbeben) für das Ende der minoischen Blütezeit (der sog. „Neueren Palastzeit“). Neuere Forschungen ergeben aber wieder Theorien, die keinen Zusammenhang zwischen dem Vulkanausbruch hier und der Zerstörung der Paläste auf Kreta sehen. Warten wir ab, wie sich der Expertenstreit weiter entwickelt. Es ist zuzugeben, dass eine Flutwelle, die durch die Explosion auf Santoríni ausgelöst wurde, sicherlich Knossós erreichen könnte, wie aber z. B. Festós?

Jedenfalls aber ist Santoríni auch heute noch stark erdbebengefährdet. Das letzte größere Erdbeben zerstörte 1956 mehrere Dörfer. In Oía (Aussprache: Ía) z. B. sind noch viele Schäden zu sehen, das Winzerdorf Mésa Goniá wurde von seinen Bewohnern sogar fast ganz aufgegeben. Sie zogen hinunter an die Westküste nach Kamári und leben wie so viele Griechen inzwischen hauptsächlich vom Tourismus.

Von Iráklion, Ágios Nikólaos und Sitía gibt es Fährverbindungen mit dem Schiff (ca. 20-25 DM). Zumindest in den Sommermonaten verkehren auch „Flying Dolphins“ (Tragflächenboote). Man sitzt in ihnen wie in einem Bus, also nicht sehr romantisch und bei etwas stärkerem Seegang macht es noch weniger Spaß. Aber es geht schneller.
Außerdem bieten diverse Reisebüros Tagesausflüge mit dem Schiff an (Abfahrt ca 7.00 Uhr morgens, Rückkunft ca. 21.00 Uhr).
Allerdings ist der Aufenthalt auf Santoríni auf diese Weise eigentlich ein wenig zu kurz, denn es ist viel schöner, über Nacht hier zu bleiben, da dann ein großer Teil der Tagesbesucher bzw. Kreuzfahrtgäste wieder weg ist und es wieder ruhiger wird. Tagsüber herrscht hier leider viel Rummel, zumindest in Thíra.
Von Iráklion aus fliegt auch die Olympic Airways nach Santoríni (vom Flughafen aus Transfer mit dem Bus).

Am eindrucksvollsten ist die Einfahrt mit dem Schiff in den Vulkankrater der Insel (Caldéra). Steil ragen die fast senkrechten Kraterwände aus dem Meer auf. An ihrem oberen Rand sieht man Thíra (auch Fíra), den Hauptort der Insel, und das Dorf Oía liegen. Die weißen Häuser bieten einen sehr reizvollen Kontrast zu den harschen Felswänden unter ihnen.
Der neue Hafen der Insel, Athiniós, liegt etwas südlich von Thíra. Hier legen die Linienschiffe und Fähren an, während die Kreuzfahrtschiffe immer noch an der alten Reede unter dem Hauptort festmachen. Von hier aus führen Treppen mit fast 700 Stufen hinauf in den Ort, die man entweder zu Fuß oder auf einem der angebotenen Esel zurücklegen kann. Außerdem gibt es für ganz bequeme Leute eine häßliche Kabinenseilbahn. Diese schenkte ein zu Geld gekommener einheimischer Reeder der Insel (aber immerhin verfügte er zugleich mit dem Geschenk, daß 20% der Einnahmen dieser Bahn an die Besitzer der Maulesel verteilt werden muss, da diese natürlich durch die Bahn finanzielle Verluste haben).

Den Weg vom neuen Haupthafen Athiniós nach Thíra legt man auf einer Straße mit teils atemberaubenden Serpentinen per Bus oder Taxi zurück.

Sehenswürdigkeiten auf Santoríni

Akrotíri im Südwesten der Insel
Eine „minoische“ Ansiedlung liegt südlich der heutigen Ortschaft Akrotíri auf der Südwestspitze der Insel, die wohl bei dem großen Vulkanausbruch ebenfalls völlig zerstört wurde. Sie wurde 1967 entdeckt und ausgegraben durch den griechischen Archäologen Marinátos. Ich habe diese Ansiedlung als „minoisch“ bezeichnet, weil sie zum einen älter ist als klassische antike Funde und weil sie zum zweiten reichlich Ähnlichkeiten mit Funden auf Kreta aus jener Epoche aufweist. Zum Beispiel mehrstöckige Häuser und Wandfresken (letztere sind wegen der Erdbebengefahr nicht mehr hier, sondern im Athener Nationalmuseum zu besichtigen). Es stand hier kein Palast, sondern eine Siedlung mit Gassen und Abwässersystem, die ein wenig an heutige griechische/kretische Dörfer erinnert (ähnlich wie Goúrnia).

Öffentliche Verkehrsmittel
Der Linienbus Thíra – Akrotíri hält an den Ausgrabungen.

Die Ruinen von Alt-Thíra auf dem Kap Messavounó im Südosten der Insel
Viel ist von der antiken Stadt allerdings nicht mehr zu sehen außer Grundmauern und Säulenstümpfen. Die Stadt ist jedenfalls deutlich jünger als Akrotíri, sie stammt aus der dorischen Zeit (ca. 1000 v. Chr.).

Öffentliche Verkehrsmittel und Öffnungszeiten
Mit dem Linienbus nach Kamári, von dort aus etwa eine halbe Stunde zu Fuß die Serpentinen auf das Kap hinauf. Nicht zu verfehlen. Man kann sich auch von einem Taxi hinauffahren lassen. Die Ausgrabungen sind täglich von 8.45 bis 15 Uhr, sonn- und feiertags von 9.30 bis 14.30 Uhr geöffnet. Eintritt frei. Zur Sicherheit erkundige man sich nach den aktuellen (= genauen) Öffnungszeiten vorher im Archäologischen Museum in Thíra.

Die Museen
In Thíra gibt es zwei Museen: das Archäologische (obwohl die Fresken aus Akrotíri in Athen gezeigt werden) mit örtlichen Funden in der Nähe der Seilbahnstation und das Volkskundemuseum.

Profítis Ilías
Die höchste Erhebung der Insel heißt wie so oft nach dem Propheten Elias, dessen Besonderheit es war, auf einem Berg als Eremit gelebt zu haben. So sind auch praktisch alle die kleinen Kirchlein, die man auf den unwegsamsten Bergspitzen liegen sehen kann, diesem Heiligen gewidmet. Der Gipfel selbst enttäuscht sehr ob der Hässlichkeit der militärischen Radaranlage, die ihn krönt. Aber der Ausflug hier hinauf (mit dem Taxi) lohnt einfach wegen der tollen Aussicht auf und über die Insel.

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Praktische Hinweise zu Santoríni

Ärztliche Versorgung
Ärztliche Versorgung ist in allen Orten gewährleistet, Apotheken findet man aber derzeit nur in Thíra selbst.

Baden
Die besten Badestrände bieten die beiden ansonsten nicht besonders reizvollen Orte Kamári und Périssa im Südosten der Insel. Die Besonderheit der Strände von Santoríni ist sicherlich weltbekannt: sie sind nicht strahlend weiß, sondern vulkanisch schwarzgrau. Vor allem Kamári ist inzwischen ein Badeort erster Güte: Hotel reiht sich an Hotel, am Strand werden Surfbretter oder Tretboote verliehen.

Einkaufen
Einkaufen kann man Dinge des wirklichen Bedarfs, also Lebensmittel, in allen Dörfern. Touristisches gibt es in erster Linie und der üblichen Menge und Auswahl in Thíra. Es wartet vor allen Dingen auf die täglich herangeschipperten Kreuzfahrtgäste, die zum Glück abends wieder ihre Kabinen bevölkern.

Essen und Trinken
Essen und Trinken kann man im Hauptort am besten nicht direkt am Kraterrand, da hier der schöne Blick mitbezahlt werden muß. Leider immer sehr voll ist das Selbstbedienungsrestaurant „To Chelidóni“ in einer Gasse abseits der zentralen Platía (des Hauptplatzes). Aber das hat wohl seinen Grund, denn hier wird deftiges und gutes griechisches Essen geboten.

Nachtleben
gibt es hier natürlich auch; Diskotheken und Bars nicht nur in Thíra selbst (die meisten in der Nähe der zentralen Platía), sondern auch in Oía (Ía), Kamáres und Périssa. Bousoúki live kann man in Thíra, Oía und in einigen anderen Dörfern erleben (natürlich kosten die Getränke dann „etwas“ mehr, wie überall sonst auch).

Unterkunft / Hotels
– in Thíra:
C-Kat.: „Hellas“; 15 Zimmer/27 Betten; Tel. 02 86/2 27 82, März – Oktober.
D-Kat.: „Santorini“; 24 Zi./46 B.; Tel. 2 25 93, April – Dezember.
D-Kat.: „Tataki“; 10 Zi./18 B.; Tel. 2 23 89.
E-Kat.: „Assimina“; 14 Zi./26 B.; Tel. 2 20 34 und 2 29 89.
E-Kat.: „Katris“; 7 Zi./15 B.; Tel. 2 28 42.
E-Kat.: „Keti“; 7 Zi./17 B.; Tel. 2 23 24, April – Oktober.
E-Kat.: „Thirassia“; 16 Zi./33 B.; Tel. 2 25 46.

– in Akrotíri:
D-Kat.: „Paradissos“; 14 Zi./28 B.; Tel. 8 13 52, April – Oktober.

– in Embório (kleines Dorf auf der Strecke Thíra-Périssa):
D-Kat.: „Archaea Elefsina“; 15 Zi./28 B.; Tel. 8 12 50.

– in Firostefáni (schließt sich nahtlos im Norden an Thíra an):
C-Kat.: „Kafieris“; 10 Zi./20 B.; Tel. 2 21 89.
E-Kat.: „Aphrodite“; 10 Zi./20 B.; Tel. 2 21 61.
E-Kat.: „Faros“; 15 Zi./31 B.; Tel. 2 32 51, April – Oktober.
E-Kat.: „Mylos“; 6 Zi./13 B.; Tel. 2 21 73, März – Oktober.
E-Kat.: „Thira“; 9 Zi./20 B.; Tel. 2 28 63, Mai – September.

– in Imerovígli (das wiederum schließt sich nahtlos nördlich an Firostefáni an):
E-Kat.: „Katerina“; 9 Zi./18 B.; Tel. 2 27 08, April – Oktober.

– in Kamári:
C-Kat.: „Astro“; 33 Zi./63 B.; Tel. 3 13 66, April – Oktober.
C-Kat.: „Avra“; 18 Zi., 35 B.; April – Oktober.
D-Kat.: „Andreas“; 31 Zi./63 B.; Tel. 3 16 92, April – Oktober.
D-Kat.: „Blue Sea“; 26 Zi./49 B.; Tel. 3 14 81, April – Oktober.
D-Kat.: „Golden Sun“; 15 Zi./30 B.; Tel. 3 13 01, April – Oktober.
D-Kat.: „Ta Kymata“; 12 Zi./24 B.; Tel. 3 16 94, April – Oktober.
D-Kat.: „Tareli“; 21 Zi./43 B.; Tel. 3 17 73, Mai – Oktober.
E-Kat.: „Ghiannis Kapelos“; 8 Zi./16 B.; Tel. 3 11 66, April – Oktober.
E-Kat.: „Nina“; 13 Zi./24 B.; Tel. 3 16 97, Mai – Oktober.
E-Kat.: „Prekamaria“; 9 Zi./18 B.; Tel. 3 12 66, April – Oktober.
E-Kat.: „Villa Elli“; 10 Zi./23 B.; Tel. 3 12 66, April – Oktober.

– in Karterádos (Dorf südöstlich von Thíra im Inselinneren):
D-Kat.: „Babis“; 20 Zi./43 B.; Tel. 2 23 14, April – Oktober.
D-Kat.: „Palladion“; 12 Zi./22 B.; Tel. 2 25 83.
E-Kat.: „O Ghiannis“; 7 Zi./12 B., Tel. 2 25 52, April – September.

– in Messariá (größeres Dorf südlich des Hauptortes im Inselinneren):
C-Kat.: „Loizos“; 12 Zi./23 B.; Tel. 3 17 33, April – Oktober.
D-Kat.: „Apollon“; 12 Zi./24 B.; Tel. 3 17 92, April – Oktober.

– in Oía (Ía):
D-Kat.: „Anemomylos“; 9 Zi./15 B.; Tel. 7 14 10, April – Oktober.
E-Kat.: „Anemones“; 10 Zi./19 B.; Tel. 7 12 20.

– in Périssa:
D-Kat.: „Marianna“; 10 Zi./20 B.; Tel. 8 12 86, April – Oktober.
E-Kat.: „Boubis“; 18 Zi./29 B.; Tel. 8 12 03 und 8 12 71, Mai – Oktober.
E-Kat.: „Maroussiana“; 6 Zi./12 B.; Tel. 8 11 24, Juni – Oktober.

Grundsätzlich muss man auf Santoríni mit höheren Hotelpreisen rechnen als auf Kreta. Leider gilt das gleiche auch für die angebotenen Privatzimmer.
Es gibt auch eine Jugendherberge in Thíra (Ortsteil Kontochóri). Eine zweite billige Unterkunft, die keinen offiziellen Jugendherbergsstatus hat, liegt unweit der Seilbahnstation.

Verkehrsverbindungen zur Außenwelt
siehe oben. Außerdem mit dem Flugzeug nach Athen, nach Mýkonos und nach Rhódos. Mit dem Schiff von und nach Piräus zwischen ein- und fünfmal die Woche. Außerdem mit dieser Verbindung unterschiedlich oft zu anderen Kykladeninseln. Das „Rundreiseschiff“ von Piräus über Mílos – Folégandros – Santoríni – Anáfi – Kreta (Ágios Nikólaos und Sitía), sodann durch die gesamte Ost- und Nordägäis bis nach Kavála legt hier auch an.

Örtliche Fährverbindungen bestehen nach Íos, Náxos und Páros. Übrigens werden am Hafen von Athiniós selbst keine Schiffsfahrkarten verkauft. Diese muss man sich vorher in einem der Reisebüros auf der Insel besorgen!

Verkehrsverbindungen innerhalb der Insel
Das Busnetz von Santoríni ist gut organisiert. Die „Zentrale“ ist die Platía von Thíra. Von hier aus verkehren die Busse nach:
– Akrotri etwa einmal pro Stunde zwischen 8 und 21 Uhr.
– Athiniós mindestens jede halbe Stunde und zu allen Schiffsabfahrten und ­ankünften.
– Messariá und Kamári zwischen 7.30 und 20 Uhr fast jede viertel (!) Stunde.
– Monólithis (also auch zum Flughafen) zwischen 8 und 22 Uhr etwa einmal pro Stunde.
– Oía (Ía) zwischen 8.30 und 23.30 Uhr mindestens einmal pro Stunde.
– Périssa zwischen 7.30 und 24 Uhr jede halbe Stunde.

 

Ausflug nach Anáfi

Wer etwas mehr Zeit mitbringt (und wem Kreta vorübergehend zu lebhaft ist), der kann von Santoríni auch einen Abstecher zum östlich benachbarten Anáfi unternehmen. Hier ist wirklich noch immer wenig los, die kleine Insel mit nur etwa 300 Einwohnern bietet auch praktisch keine touristische Infrastruktur.

Sehenswertes ist hier nicht viel zu vermelden, außer den Überresten der antiken Stadt und eines kleinen venezianischen Kastells. Beides gibt es woanders aber besser erhalten zu sehen.
Wem es gelingt, genau am 8. September hier zu sein, der kann am großen Fest zu Ehren der Panagía (der Muttergottes) im Kloster „Tis Kalamiótissas“ teilnehmen. Das Kloster liegt im Osten der Insel, man erreicht es mit Fischerbooten und steigt dann nur den Berg hinauf.

Praktische Hinweise
Einen Arzt gibt es im Hauptort der Insel.
Die Badestrände der Insel sind vorwiegend kieselig, dafür aber sind sie fast leer.
Es gibt nur ein paar Tavernen mit eingeschränktem Essensangebot.
Hotels gibt es noch keine, aber dafür einige (wenige) Privatzimmer zu mieten. Wer Ruhe sucht, findet sie hier, muss aber dafür Abstriche machen, was Bequemlichkeit anbetrifft. Aber warum schließlich nicht?

Verkehrsverbindungen
Regelmäßige Schiffsverbindung mit Santoríni vom neuen Hafen Athiniós (von dort wie oben beschrieben weiter). Einmal in der Woche legt auch das Schiff von und nach Piräus hier an (aber das ist nur für den interessant, der Anáfi als letzte oder erste Station vor oder nach dem Kretaurlaub nutzen will).