Gávdos

Gávdos

Kreta hat mit allerlei Superlativen aufzuwarten, einen aber hat ihr die kleine Nachbarinsel Gávdos voraus: Sie ist der südlichste Punkt Europas.

Man erreicht die kleine Insel von Paleochóra aus mit Booten bzw. kleinen Schiffen, ebenso von Chóra Sfakíon, Agía Rouméli und Soúgia. Die Rückfahrt findet am nächsten Tag statt, wenn das Wetter es erlaubt. Wenn plötzlich heftiger Wind aufkommt, kann man unversehens mehrere Tage auf der Insel festsitzen. Ebenso sind die nur etwa 50 Bewohner der Insel vor allem im Winter oft mehrere Wochen lang von der Außenwelt abgeschnitten. Diese wackelige Verbindung und die damit verbundene Unsicherheit machen Gávdos nicht zu einem bevorzugten Touristenziel. Die Insel ist auf fremde Besucher immer noch auch nur sehr bedingt eingestellt, denn für diejenigen, die trotzdem kommen, reicht die bisherige Bettenkapazität kaum aus.

Man arbeitet aber auch hier inzwischen daran, das Angebot zu verbessern, so stehen inzwischen oberhalb der Mole (wenn man die Serpentinenstraße hochkommt) an der Straße einige Fertighäuser, die vermietet werden. Diese haben immerhin eine gescheite Dusche, und es gibt inzwischen auch schon diverse Stammgäste, die sich bereits vorher anmelden und buchen. Ob etwas in diesen Häusern frei ist, kann man in der Café/Bar von Níkos im alten Viertel der Gávdos-Fischer in Paleochóra erfragen (links am Hafen). Níkos selbst wohnt ebenfalls hier (rechts von der Straße). Die Häuschen bieten etwas, was man sonst fast überhaupt nicht mehr auf Kreta findet: Ruhe! Die Betten sind gut, der Boden allerdings reiner Beton bis auf einen Hirtenteppich. Vom Bett aus kann man auf das Meer sehen. Doch diese paar Häuser (die sicher mehr werden) alleine verschaffen dem Inselchen natürlich keine echte touristische Infrastruktur. Hier bekommt man noch Griechenland pur geliefert. Die Insel verfügt über kein fließendes Wasser, inzwischen aber über Strom und nur über ein paar inseleigene Motorfahrzeuge. In einem davon kann man sich von der Anlegestelle zum „Hauptort“ Kastrí bringen lassen, der „Linienbus“ entpuppt sich allerdings als LKW. Weitere Transportmittel sind Traktoren mit Anhängern, die als Taxis fungieren. Man kann bei Stélios im Laden ein Bett in wenigen Gemeinschaftsräumen mieten, alles andere als komfortabel, aber auch preiswert.

Einkaufen
Die Versorgung mit Lebensmitteln ist wesentlich besser geworden, auch wenn an die örtlichen Geschäfte noch nicht die EG-Supermarkt-Maßstäbe des „kretischen Festlandes“ zu legen sind. Besonders originell ist das Geschäft direkt am Ortseingang von Kastrí gegenüber der Post und Telefonstation (OTE), die hier in einem Hause untergebracht sind. Hier in diesem Laden stapelt der alte Inhaber, dessen Katze ihm ständig wie ein Hündchen folgt, allerhand Waren, von Zigaretten bis zur exclusiven Schuhmode.

Baden
Die meisten Reisenden zieht es indes an einen der drei Strände: Sarakinikó-Beach, an dem es mehrere Tavernen gibt, Kiefern reichlich Schatten bieten und wildes Zelten erlaubt ist. Der Strand ist allerdings auch der dreckigste auf dem ganzen Inselchen, die Kehrseite des hier ungebunden stattfindenden Rucksäcklerlebens. Die aufgestellten Mülltonnen werden zu selten geleert, so dass der Abfall öfter mal in Haufen herum liegt.

Sarakinikó-Beach ist bisher nur zu Fuß erreichbar, wer es bequemer haben will, lässt sich mit dem Boot direkt von der Anlegestelle bis zum „Jorgos Beach“ schippern. Auch Jórgos duldet das wilde Campen am Strand, vermietet neben seiner Taverne aber auch einfache Zimmer. Der Strand ist ebenfalls sehr beliebt.
Weniger gut zu erreichen, deswegen noch ruhiger, ist der kleine Strand am Südende der Insel. Der eine oder andere Fischer bringt einen auch mit dem Boot hin, natürlich nicht umsonst.

Empfehlenswert ist es, mal ein Stück durchs Inselinnere zu wandern, das ist urig und romantisch – wenn man dabei die Kargheit der Landschaft und die damit verbundene Armut ihrer Bewohner einfach übersehen kann.