Kreta trennt einerseits die Ägäis vom Lybischen Meer wie ein langgestreckter Riegel ab. Die Insel ist ca. 250 km lang, aber nur zwischen 60 und 12 KM breit. Andererseits bildet Kreta das Bindeglied einer gebirgigen Landbrücke zwischen der Peloponnes und dem südwestlichen Kleinasien.
Der Charakter der Insel wird durch ihre zahlreichen größeren und kleineren Gebirgszüge bestimmt, sie ist trotz ihrer relativen Größe nicht weiträumig, sondern verschachtelt und unzugänglich, was es den jeweiligen Besitzern bzw. Besatzern um so schwerer machte, sie völlig zu beherrschen. Besonders die Sfakiá und die „Lefká Óri“, die Weißen Berge, sind sehr unzugänglich (gewesen, denn heute führen natürlich recht gute Straßen hinein).
Vier große Gebirgszüge bestimmen Kreta: Von Westen nach Osten sind das die Lefká Óri, das Ida-Gebirge mit dem Psilorítis als höchstem Gipfel, das Díkte-Gebirge und der Aféndis Kavoússi, das kleinste der vier großen Massive. Doch darüber hinaus ist auch die gesamte andere kretische Landschaft von Gebirgen bestimmt. In diese eingebettet findet man zahlreiche Hochebenen („oropédia“) wie die Omalós-Ebene in den Weißen Bergen, die Nída-Hochebene im Ida-Gebirge, die Lassíthi-Hochebene im Díkte-Gebirge und viele andere kleinere. Als fruchtbare Tiefebene gibt es nur im zentralen Süden die Messará, die aber wiederum nach Süden durch einen Gebirgszug, die Asteroússia-Berge, vom Meer getrennt wird.
So wie jeder der großen Gebirgszüge anders aussieht, so vielfältig ist Kretas Landschaft allgemein, eigentlich kann man jede Landschaftsform des Mittelmeerraums irgendwo auch auf der Insel finden. Wenn man verallgemeinern darf, so kann man sagen, daß Kreta von Westen nach Osten immer weniger grün, immer schroffer und verkarsteter wird. Wer z.B. abends in Chaniá einschläft und morgens in Sitía wach wird (theoretisch, denn es gibt keine Eisenbahn mit Schlafwagen), wird im ersten Moment kaum glauben, dass er sich immer noch auf derselben Insel befindet.
Kreta war früher stark bewaldet und grün. Dass das nicht mehr so ist, ist dem jahrhundertelangen Raubbau an den kretischen Holzbeständen schon im Altertum zu verdanken. Der Grundwasserspiegel sank, und der Wiederaufforstung, so sehr sie auch vielerorts angestrebt wird, widersetzen sich bisher erfolgreich die überall frei herumlaufenden Ziegen, die alles Grüne mit Begeisterung verzehren. Eine echte Lösung des Problems ist nicht in Sicht.
Auch die Nord- und Südküste Kretas unterscheiden sich erheblich: Im Norden fallen die Berge relativ sanft zum Meer hin ab und bieten somit reichlich Siedlungsraum (nicht umsonst liegen praktisch alle größeren Orte Kretas an der Nordküste) und z.T. lange weitläufige Sandstrände (die wiederum für eine Konzentration der Pauschaltourismusindustrie im Norden sorgen), im Süden geht es meist steil hinab ins Meer. Vorwiegend felsige Steilküste schließt allerdings fast lauschige sandig-kieselige Badebuchten ein, ganz so lauschig sind viele nicht mehr, denn im Süden knubbelt sich vielerorts der „andere Tourismus“, der Individual- bzw. Alternativtourismus (bei dieser Gelegenheit: ich halte von solchen Unterscheidungen nicht viel, wir sind alle Touristen, der eine wie die andere!).
Der sinkende Grundwasserspiegel sorgte in vielen Gegenden Kretas vor allem in besonders heißen Sommern für Wasserversorgungsprobleme, andernorts wiederum führen manche Flüsse auch im Sommer üppig Wasser (andere trocknen völlig aus) und bieten somit dem Reisenden eine erfreuliche Abwechslung zum Salzwasserbad.
Klima
Das kretische Klima ist relativ einfach zu beschreiben: Es besteht eigentlich nur aus einer Schönwetterperiode („Kalokéri“) und einer Schlechtwetterperiode („Chimónas“). Zwar existieren verbal auch ein Frühling („Ánixi“) und ein Herbst („Fthinóporo“), aber letzterer drückt sich eigentlich nur darin aus, dass es nicht mehr ganz so drückend heiß, und ersterer, dass ganz Kreta grün und von Blumen übersät ist. Auch in der Schlechtwetterperiode regnet es hauptsächlich nur, Schnee fällt bloß in den Bergen (es gab in den vergangenen Jahren aber auch Ausnahmen, als der Schnee bis zum Meer hinunter lag – und zwar meterhoch!).
Der „Kalokéri“, nennen wir ihn ruhig Sommer, dauert von Mai bis Oktober, manchmal auch bis kurz vor Weihnachten (die Griechen allerdings läuten mit dem Auftauchen der ersten Wolke den Winter ein und gehen nicht mehr baden). Im September und danach kann es abends aber auch schon mal kühler werden.
Nasskalt bietet sich die Schlechtwetterperiode dar, die etwa den Dezember und das erste Quartal des Jahres umfaßt. Es regnet öfter, und da oft außer in besseren Hotels keine gescheiten Heizungen, geschweige denn eine vernünftige Isolierung der Wände vorhanden ist, verbringe ich nach einschlägiger Erfahrung den Winter doch lieber hierzulande, wo es zwar kälter ist, man das Ganze aber leichter draußen vor der Tür lassen kann. Allerdings stellen sich die Kreter seit neuestem auch auf einen gewissen Wintertourismus ein: es finden sich neuerdings in vielen ansonsten einfachen Pensionen Zentralheizungen.
Im Frühjahr wird es dann schon wieder angenehmer, vor allem im Windschatten. Baden allerdings werden nur Hartgesottene und Gesundheitsfanatiker, denn im Winter kühlt sich das Meer doch deftig ab. Ich bekomme schon vom Zugucken eine Gänsehaut, wenn ich in einigen Küstenorten die Feierlichkeiten zum 6. Januar beobachte (siehe „Feiertage und Feste“).
Auf besonderen Wunsch hier auch eine Klimatabelle. Ich weise aber ausdrücklich darauf hin, dass die Temperaturangaben nur Anhaltswerte darstellen können, denn die Sommer in Griechenland und Kreta sind durchaus nicht immer gleich. Es gibt auch hier Hitzewellen und kühlere Sommer (der Sommer 2002 war zum Teil überhaupt keiner und im Sommer 2006 war es in Köln wesentlich wärmer als auf Kreta). 2007 hingegen gab es mal wieder zwei extreme Hitzewellen auf Kreta, wo die Temperaturen auch mal locker 45 Grad im Schatten erreichten.
Unter diesen Einschränkungen also die durchschnittlichen Lufttemperaturen in Grad Celsius:
Januar: 16 Grad
Februar: 16 Grad
März: 17 Grad
April: 20 Grad
Mai: 24 Grad
Juni: 28 Grad
Juli: 30 Grad
August: 30 Grad
September: 27 Grad
Oktober: 24 Grad
November: 21 Grad
Dezember: 17 Grad