Iráklion – Kleiner Rundgang
Vom Hafen aus folgt man der Hauptstraße ins Zentrum, der Odós 25 Avgoústou, die inzwischen übrigens Fußgängerzone geworden ist. Der Autoverkehr wird anderweitig umgeleitet.
Kurz bevor die Straße sich zu einem ersten Platz (der Platía Kalérgon) öffnet, liegt auf der linken Seite das alte venezianische Zeughaus und dahinter die venezianische Loggia. Heute ist hier das Rathaus Iráklions untergebracht, und deshalb ist der Bau nicht von innen zu besichtigen. Im offenen Patio des Zeughauses sind öfter Ausstellungen zu sehen. Auf dem Platz dahinter die Basilika des Ágios Títos, des 1. Bischofs der Insel nach Landung des Apostels Paulus auf Kreta. Die kostbarste Reliquie der Kirche, das Haupt des Heiligen, kehrte nach massiven Interventionen erst 1966 in die Kirche zurück, nachdem es die Venezianer fast 300 Jahre vorher geraubt und nach Venedig gebracht hatten.
Einige Meter weiter die Odós 25 Avgoústou hinauf liegt ein weiterer Platz, die Platía Venizélou, mit dem berühmten venezianischen Morosíni-Brunnen, benannt nach dem venezianischen Statthalter Francésco Morosíni, der ihn 1628 erbauen ließ. Im Sommer mangelt es auf Kreta häufig an Wasser, deswegen sprudelt oft keines aus den Mäulern der venezianischen Löwen, die ursprünglich aus einem anderen Brunnen Iráklions stammen. Seinerzeit behob der Brunnen den Mangel an Wasserversorgung der Stadt, denn in ihm endete eine Wasserleitung aus dem Joúchtas-Gebirge, heute liegt er wegen desselben Wassermangels wie gesagt leider meist trocken.
Folgt man der Odós 25 Avgoústou weiter stadteinwärts bis zur Kreuzung mit der Durchgangsstraße, der Odós Dikaeosínis, so sieht man bereits auf der anderen Seite dieser Straße den Beginn der Marktgasse, der Odós 1866. Hier herrscht ein geschäftiges Treiben. Obst- und Gemüsestände reihen sich eng aneinander, dazwischen Flaschen, Gewürze, Fleisch und Käse, wilde Kräuter, Nüsse und vieles andere mehr, was Herz oder Magen begehren.
Wen Vielfalt und Lautstärke der Odós 1866 erschlagen, kehrt am besten in das kleine Kafenío auf der linken Seite ein, wo auch die Kreter sitzen und gelassen dem Treiben zusehen.
Frisch gestärkt folgt man dann der Straße weiter bis zur Platía Kornárou. In die venezianische Brunnenanlage des hier stehenden Bémbo-Brunnens ist eine kopflose römische Statue eingefügt, das türkische Brunnenhaus beherbergt ein Café, welches allerdings öfter geschlossen als geöffnet zu sein scheint. Man überquert nun den Platz (ein wenig links halten) und folgt dann der Odós Évans weiter bis zur alten Stadtmauer, die man an der „Kaenoúria Pórta“, dem „Neuen Tor“ erreicht. Nun rechts der Straße folgen, die innerhalb der Mauern bis zur Bastion Martinéngo verläuft, zu der eine Treppe emporführt. Hier liegt das Grab des bekannten kretischen Dichters Níkos Kazantzákis, auf dem die stolzen Worte eingemeißelt sind: „Dhen elpízo típota, dhen fováme típota, íme elévtheros“ (Ich hoffe nichts, ich fürchte nichts, ich bin frei). Kazantzákis wurde 1957 hier beigesetzt, weil er Freidenker war und die orthodoxe Kirche ihm ein Grab in geweihter Erde verweigerte.
Wer nun noch nicht genug hat, kann wieder stadteinwärts wandern, bis er auf die Odós Agíou Miná trifft, der man links folgt bis zur großen Kirche Ágios Minás, die neueren Datums und nicht übermäßig sehenswert ist. Anschauen sollte man sich aber die danebenliegende kleine Kirche Agíou Miná (meist leider verschlossen, aber mit ein wenig Glück hilft Nachfragen in der großen Kirche nebenan) und die Kirche der Agía Aekateríni, die dahinter am Ende des Platzes liegt. Sie war im 16. und 17. Jahrhundert die Klosterschule des Berges Sinai und gleichzeitig die einzige christliche „Universität“ des Ostens. Zu ihren Schülern zählten u.a. der berühmte kretische Maler El Greco (der mit bürgerlichem Namen Doménicos Theotokópoulos hieß) und sein Lehrer Damaskinós, von dem auch heute noch sechs Ikonen im Ausstellungsraum gezeigt werden. Auch Vitzéntzos Kornáros, der Dichter des „Erotókritos“, soll hier studiert haben.
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