Kirchen, Klöster, Kurven – Kreta 2004

KKKK-Tour: Kirchen, Klöster, Kurven und „Kwellen“
(und Kalauer)

Drei Mann auf Tour im „Cinquecento“ – Kreta 2004
Pünktlich um halb acht treffen wir uns wie verabredet auf eine starke Tasse Nescafé: Chelmiii und Frank aus dem Kreta-Forum und meine Wenigkeit. Es ist erst einmal gar nicht so einfach, den versäumten Schlaf aus den Augen zu reiben. Aber Punkt acht Uhr lasse ich den kleinen Fiat („to baby sou“, wie ihn Adriana aus Kalýves ein paar Tage vorher genannt hat) an, wir verlassen den Parkplatz des „Romantika“ in Agía Galíni und brechen zu unserer großen Rundtour zu Kirchen, Klöstern und Wasserfällen auf, von der ich schon weiß, dass sie in erster Linie aus Kurven bestehen wird.

Doch schon nach wenigen Metern stoppe ich den Wagen wieder, denn mit der Lenkung stimmt was nicht. Also lieber mal die Vorderreifen begutachten! Und siehe da, der rechte ist fast platt. Zum Glück gibt es nur wenige hundert Meter weiter eine Tankstelle. Frank bläst den Reifen von 0,5 wieder auf die regulären 2 ATÜ auf. Ergebnis: Pfeifend entweicht direkt an der Felge die Luft. Wahrscheinlich die Folge des Loches, durch das ich vor zwei Tagen ungebremst in Ágios Nikólaos gedonnert bin. Ein Wunder, dass er gestern auf der Fahrt nicht in irgendeiner Steilkurve den Geist aufgeben hat. Ich gerate ins Schwitzen … genau wie unser „Youngster“ Frank, als er dann den Reifen wechselt. Zum Glück hatte die Tankstelle wenigstens einen professionellen Wagenheber und zum Glück haben wir das Malheur jetzt schon bemerkt, das hätte voll in die Hose gehen können.

Frank arbeitet und wir geben unseren Senf dazu. Auf der Innenseite des Reifens ist der Mantel weiträumig aufgerissen, wie sich herausstellt. Puuuh! Der Tankstellenbesitzer verspricht mir bis zum Abend einen runderneuerten Reifen aufzuziehen und so fahren wir halt ohne Ersatzreifen los. Hoffentlich bleiben wir nicht irgendwo in der Einöde liegen, durch die wir zu fahren gedenken.

Heute machen wir Sight-Seeing. „Der Weg ist das Ziel!“ Also nehme ich nicht die neue Straße Richtung Spíli, sondern wir fahren erst einmal die Serpentinen nach Mélambes hinauf, wegen der Aussicht. Und auf ein paar Kurven mehr oder weniger kommt es nicht an!
Natürlich stoppen wir ein paar Mal, Frank will filmen … Wir werden heute überhaupt oft stoppen, das haben wir uns vorgenommen. Nirgendwo vorbeisausen, nur um irgendwo anzukommen!

In Mélambes ist es für ein zweites Frühstück doch noch etwas zu früh, also halten wir nicht. Den Berg durch viele Kurven wieder hinunter, dann erreichen wir wieder die neue Straße und düsen nun fast in Richtung Spíli. Wir sind schon fast da, als der ansonsten bis dahin ziemlich schweigsame Chelmiii (die arme Socke musste ja auch hinten sitzen) was von den zwölf Löwenköpfen am dortigen Brunnen erzählt. Daraufhin beschließen die Vorderbänkler, Chelmiii die 19 Brunnenkätzchen persönlich zählen zu lassen, als Strafe sozusagen!

Die Durchgangsstraße von Spíli ist auffällig leer und überall stehen Halteverbotsschilder. Ja, denn Spili hat einen sehr großzügig dimensionierten neuen Parkplatz mitten im Ort bekommen (hinter der Kurve am Brunnen Richtung Réthymnon geht es links rein). Ich fahre bis ganz hinten durch, in der Hoffnung, dass es vielleicht einen kurzen Fußweg zum Brunnen gibt, und Chelmiiis heimliches Flehen (er hat es nicht laut gesagt) wird erhört. Ein paar Stufen hoch und vorbei am öffentlichen Klo von Spíli (naserümpf!) führt die schmale Gasse bis direkt zur Kurve mit dem Brunnen. Chelmiii zählt und fotografiert die Löwen und uns (uns zählt er nicht!), natürlich gibt es die obligatorische Pausenzigarette, dann es weiter …

Kurz vor Koxaré biegen wir links ein und erreichen bald die Kourtaliótiko-Schlucht.
„Chelmiii, gleich ist Fußmarsch angesagt. Mindestens hundert Stufen runter … und natürlich wieder hinauf! Außer es ist zu starker Wind, dann ist die Treppe nicht ungefährlich.“
Chelmiii ist uns am Tag zuvor bei etwa 40 Stufen auf der Lassíthi fast abgenibbelt. Er raucht zu viel! Aber dennoch nimmt er die Drohung mit einem fast gleichmütigen Gesicht hin. Er wird sich nicht unterkriegen lassen. Oder er betet heimlich, dass es in der Schlucht wie oft orkanartig wehen wird … wer weiß?

Ich will den beiden nämlich die „offiziellen“ Quellen des Megalopotamós zeigen (inoffiziell führt die Schlucht auch weiter oben schon Wasser). Links der Straße taucht das Steinmäuerchen auf, ich fahre aber noch ein paar Meter weiter, um links in einer Parkbucht halten zu können. Rechts direkt an der Felswand möchte ich das „Baby“ wegen möglichen Steinschlags nicht parken.
Und dann steigen wir hinunter, es weht tatsächlich kaum. Ich bin in dieser Hinsicht hier ein wenig vorsichtig geworden, seit ich vor zwei Jahren mal fast in den Abgrund geweht wurde.

Dann erreichen wir die kleine Kirche des Ágios Nikólaos und sinnieren eine Weile, warum die Griechen so gerne an den entlegensten Stellen Kirchen bauen. 100 Meter weiter erreichen wir dann die Wasserfälle, die wir von der Aussichtsterrasse aus natürlich fotografieren und filmen. Nicht ganz Niagara, aber sicherlich schöner und beeindruckender als die zwar viel berühmteren, aber doch eigentlich ziemlich mickrigen Fälle in Argyroúpolis (wir werden heute noch den direkten Vergleich haben!).
Einzig dem Panorama abträglich sind die vielen schwarzen Plastikschläuche, die zu Bewässerungszwecken von hier wegführen. Frank steigt noch etwas tiefer, um eine andere Filmperspektive zu haben, gibt es dann aber auf  (zu viele Schläuche), während Chelmiii und ich wieder nach oben steigen. Chelmiii hat es zwar schnaufend, aber diesmal doch sehr tapfer durchgehalten! Immerhin hat uns Frank nicht eingeholt (wenn auch schon ein bisschen aufgeholt, aber er ist ja auch über 20 Jahre jünger als ich – und körperlich mindestens 50 Jahre jünger als Chelmiii *g). Der wiederum braucht als erstes natürlich ein Lungenbrötchen, dann geht die Fahrt weiter …