Straßenverkehr

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Kreter legen manchmal eine etwas unkonventionelle Fahrweise an den Tag. Es gibt zwar durchaus Verkehrsregeln, die den mitteleuropäischen entsprechen, aber das „darauf Beharren“ entspricht nicht unbedingt dem Naturell der Kreter. Vorfahrt hat meistens der, der schneller reagiert (wenn das der Ausländer war, wird dennoch kräftig hinter ihm her geschimpft).

Apropos „Vorfahrt“: In Griechenland hat in einem Kreisverkehr grundsätzlich der „Einfahrende“ Vorfahrt, nicht der, der schon im Kreisel ist. Rein theoretisch gilt das auch hierzulande, nur da es praktisch immer durch Verkehrsschilder geregelt ist, haben wir uns daran gewöhnt, dass es eben anders herum ist. Also ist hier besondere Aufmerksamkeit geboten.

Stopp-Schilder mahnen höchstens zu erhöhter Aufmerksamkeit, denn ein Kreter hält nach Möglichkeit nicht an. Das Gleiche gilt für Ampeln, die auf Gelb springen. Das bedeutet nur, dass man einfach kräftig Gas gibt, um noch irgendwie rechtzeitig rüber zu kommen. Nur wenn die Ampel rot ist, fahren die Kreter lieber langsam darüber.
Kurven oder durchgezogene Linien in der Straßenmitte hindern nur bedingt am Überholen, es macht das Ganze höchstens spannender.

Fast entspannend ist das Fahren auf der „New Road“ – aber nur dann, wenn man sich an die ungeschriebene Regel hält, als langsamer Fahrer die Standspur zu benutzen. Was also hierzulande verboten ist, ist dort fast erste Bürgerpflicht. Nur etwas Vorsicht, denn manchmal parkt da tatsächlich jemand (dabei ist die Standspur nicht zum Stehen gedacht!). Und Geschwindigkeitsbegrenzungen sind in der Regel auch nur Makulatur (außer in der Gegend von Iráklion auf der „New Road“, dort besitzt die Polizei nämlich mindestens einen Radarwagen und benutzt ihn öfter sogar)!

PicturesOG/autounfall.jpgEinheimische Autos sind manchmal in einem beklagenswerten Zustand, ausgeschlagene Lenkung, Bremsen ohne Beläge und viele andere Macken tragen natürlich zu einer manchmal seltsamen Fahrweise bei (und oft tut der Alkohol sein Übriges, siehe nebenstehendes Foto).

Einen TÜV gibt es hier (noch) nicht, im Maximalfall kann die Polizei ein Auto aus dem Verkehr ziehen, es muss dann aber schon mehr als sehr schlimm aussehen.
Hört man hinter einer unübersichtlichen Kurve eine kräftige Hupe oder Fanfare, ist es durchaus nicht übertrieben, rechts ranzufahren. Es kommt dann nämlich ein Bus oder LKW entgegen, der auf seine Hupe vertraut und die Kurve (schon seiner Größe wegen gezwungenermaßen) recht großzügig nimmt.

Für den Motorradfahrer gilt im Großen und Ganzen das gleiche wie für den Automobilisten, er sollte nur noch vorsichtiger sein. Denn selbst auf besseren Straßen liegen häufig unmotiviert Steine herum, die dem Zweirad leicht zum Verhängnis werden können. Auch die Straßenränder, die der Mofafahrer zwangsläufig des öfteren benutzen muss, sind tückisch, da dort sehr häufig Sand und feiner Kies herumliegt. Wer nicht darauf achtet und zudem noch mit kurzer Hose fährt, den erkennt man beim Rückflug leicht an seinen Blessuren. Übrigens, auch wenn einheimische Motorrad- und Mopedfahrer Sturzhelme allerhöchstens bei Regen benutzen, man muss sich dem nicht anpassen. Die Vermieter halten wirklich welche bereit!

Scherz beiseite: Zwei Fälle habe ich selber erlebt, als Bauern die Geschwindigkeit von Motorrädern völlig unterschätzten und seelenruhig mit ihren überladenen Dreirädern auf die Hauptstraße einbogen. Einer der beiden Unfälle endete tödlich für den Motorradfahrer.

Übrigens scheint die griechische Polizei in den letzten Jahren sehr viel restriktiver gegen Verkehrsverstöße vorzugehen als früher. Wie in Deutschland gilt in Griechenland Helmpflicht für Zweiradfahrer. Früher störte sich kein Mensch daran, heute kann das aber locker mehr als 75 Euro Bußgeld kosten. Und es wird kontrolliert und kassiert, nicht nur, aber auch bei Touristen.

Falsches Parken für 60 Euro macht auch nicht so sehr viel Spaß. Kein Vermieter von Leihwagen wird das gerne bezahlen, zudem ist er sogar verpflichtet, den Mieter zu nennen. Und dann wird das Geld auch hier in Deutschland noch ohne Gnade eingetrieben. Es ist also auch aus pekuniären Gründen zu empfehlen, die Regeln einzuhalten. Für das Geld kann man mehr als einmal gut essen gehen.