Iráklion – Die anderen Museen

Iráklion – Die anderen Museen

PicturesOG/irakhistor.jpgHistorisches Museum
Neben dem wirklich beeindruckenden Archäologischen Museum von Iráklion nimmt das Historische Museum nur einen „Platz am Katzentisch“ ein. Das ist sehr schade, denn die kretische Geschichte hat ja nun wirklich nicht mit den Römern aufgehört. Oder interessiert sich niemand für die jüngere kretische Geschichte (die wir Deutschen für kurze Zeit leider ebenfalls mitprägten?). Der Direktor des Museums hat eine Erklärung parat: „Wir führen ein Schattendasein, weil die Touristen nicht wissen, dass es uns gibt. Für Werbung fehlt uns das Geld.“ Ob das nun wirklich der Grund ist?

Sei es wie es sei, dem Historischen Museum seien jedenfalls mehr Besucher gewünscht. Es erfordert weniger Zeit als das Archäologische Museum und ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet, samstags schließt es schon um 14 Uhr, sonn- und feiertags ist geschlossen.
Das Museum liegt an der Uferstraße Odós Makaríon westlich des Hafens (gegenüber des Xenia-Hotels).

Wer die „jüngere“ kretische Geschichte chronologisch betrachten möchte, der beginne im Untergeschoss und wandere in Ruhe bis ganz nach oben.

Untergeschoss: Byzantinisch-mittelalterliche Sammlung (ca. 6.-18. Jahrhundert)
Gezeigt werden frühchristliche, byzantinische, venezianische und türkische Gefäße, Grabsteine, Inschriftentafeln, Säulen- und andere Fragmente.

Erdgeschoss: Historische Sammlung
Der erste Raum links vom Eingang zeigt im Uhrzeigersinn gesehen venezianische Brustpanzer und Waffen wie Schwerter, Äxte, Pfeile und Handgranaten (!). Des weiteren Bilder kretischer Freiheitskämpfer gegen die Türken, ihre Waffen, andere Dokumente, eine Fahne mit dem berühmten Wahlspruch „Énosi i Thánatos“ („Vereinigung oder Tod“ – es ging dabei um den Anschluß Kretas an Griechenland) und letztendlich ein Bild des Prinzen Georg von Griechenland, seinen Schreibtisch und die Admiralsuniform, die er trug, als er im Dezember 1898 Kreta betrat.
In den weiteren Räumen auf der anderen Seite des Ganges ist eine umfangreiche Sammlung alter Münzen zu sehen, Töpferwaren, Meßgewänder und andere Kirchengerätschaften. Außerdem zahlreiche alte Ikonen. Sehr interessant (aber schon ziemlich verwittert) die Darstellung der Zwölf Apostel gegenüber des Eingangs. Die Christus-Ikone links des Eingangs erinnert allerdings weniger an den asketischen jungen Jesus, sondern stellt ihn als ölig-dicklichen Jüngling mit verwegenem Schnurrbart dar.

Im Gang zwei alte Kanonen, die den Eingang des Museums schützen, und viele alte Fotografien von der Insel. Manches, was hier dargestellt ist, sieht heute noch fast genauso aus. Am Ende des Ganges in einem kleinen Gewölberaum an Decke und Wänden Fragmente alter Fresken; ebenso an der Treppe rechts vorbei in einem weiteren Raum am Ende des Ganges.

Erster Stock:
Im Treppenhaus zum 1. Stock hängen Gemälde und historische Fahnen aus dem Befreiungskampf gegen die türkischen Besatzer (z.T. mit dem Schlachtruf der Kreter „Elevthería i Thánatos“ („Freiheit oder Tod“). Geradeaus dem Gang am Ende der Treppe folgend, Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg (Deutsche Invasion), an der Decke ein deutscher Fallschirm.
Am Ende des Ganges rechter Hand das Arbeitszimmer von Emmanuel Tsoudéron, des ehemaligen griechischen Ministerpräsidenten. Man beachte einmal, wie spartanisch sein eigener Stuhl, wie opulent hingegen die für seine Besucher sind. Im gleichen Raum alte Karten und Bücher. In Vitrine 67 (an der Wand) werden Briefmarken aus der Zeit gezeigt, als Kreta noch nicht zu Griechenland gehörte (um die Jahrhundertwende); außerdem einige alte Briefmarken anderer Länder, die Kreta zum Thema haben.
Auf der anderen Seite des Ganges gegenüber das Arbeitszimmer des kretischen Schriftstellers Níkos Kazantzákis, in einem Vorraum eine Auswahl seiner Werke im Original und in diversen Übersetzungen. Wer sich darüber hinaus intensiver für den berühmtesten aller kretischen Schriftsteller interessiert, sollte das „Museum Níkos Kazantzákis“ besuchen (s.u.).

Zweiter Stock: Folkloreausstellung
Eine halbe Treppe höher werden Webarbeiten (Teppiche, Decken, Kissen), Spitzenarbeiten und alte kretische Kostüme gezeigt. Hinten rechts eine komplette Bauernstube mit einer „Sitzgruppe“ vor dem offenen Kamin, der auch als Kochstelle dient(e), im Hintergrund neben dem Doppelbett ein großer Webstuhl. Recht interessant ist auch die kleine Getreide-Handmühle aus zwei ineinander passenden Mühlsteinen vorne auf dem Fußboden.

Naturkundlich-Historisches Museum
Das Naturkundlich-Historische Museum der Universität von Kreta befindet sich in der Zufahrtsstraße nach Knossós, dem Leofóros Knossoú 157. Es wurde 1980 gegründet, ist aber erst seit 1998 in einer ständigen Ausstellung jedermann/frau zugänglich. Es bietet einen guten Überblick über die naturhistorische Entwicklung des östlichen Mittelmeerraums anhand lebensgroßer Dioramen u.a.

Direkt vom Eingangsbereich aus betritt man eine Ausstellung mit Fauna und Flora Kretas (Raum 2). Hält man sich rechts (Raum 3), gelangt man zur Ausstellung über Kretas Höhlen, gleich daneben (Raum 4) zu den Wäldern der Insel (von denen ja bekannt ist, daß es sie früher reichlicher gab, als heutzutage). In Raum 5 und 6 wiederum dahinter erfährt man etwas über die Feuchtgebiete, Strände und die Meeresfauna.

Wer nicht zwischendurch einen Kaffee braucht oder ein Mitbringsel kaufen will (denn nun erreicht man die entsprechenden Etablissements), wendet sich nun am besten wieder zum Eingangsbereich zurück, um sich dort dann links zu halten. Raum 10 und 11 sind den Gebirgen und den Macchiagebieten gewidmet. Besonders interessant in Raum 12 ist die Ausstellung über bedrohte Tierarten der Insel wie den Bartgeier oder das „Agrimi“, die kretische Wildziege. Beide stehen ja schon länger unter Naturschutz.
Ein Abstecher in den Hof führt zu einem Botanischen Garten.
Im 1. Stock des Museums findet man Ausstellungen zur menschlichen Evolution, der minoischen Entwicklung, Fossilien und Mineralien und einen Überblick über die geologische Entwicklung der Insel. Und übrigens auch die Toiletten …
In meinen Augen stellt dieses Museum eine sehr interessante Ergänzung zu den beiden anderen „großen“ Museen Iráklions dar und ist unbedingt einen Besuch wert. Über die jeweils aktuellen Öffnungszeiten informiert die Touristeninformation.


Museum Níkos Kazantzákis
Dieses Museum liegt nicht in Iráklion selbst, sondern in Myrtiá, einem Dorf südlich der Stadt (wer über kein eigenes oder gemietetes Fahrzeug verfügt, nimmt sich am besten ein Taxi, wobei der Preis vorher ausgemacht werden sollte).

Man verlässt Iráklion von der Platía Elevtherías über die Ausfallstraße Richtung Knossós, lässt diese Ausgrabungen aber links liegen, falls man nicht den Besuch der beiden Sehenswürdigkeiten miteinander verbinden will. Etwa 6 Kilometer von Iráklion entfernt sind nahe der Straße die Reste eines alten Aquäduktes zu sehen. Hinter dem Dorf Spiliá biegt man links ab in Richtung Skaláni (Ausschilderung auch zum Museum), in diesem Dorf dann am Ortseingang wiederum rechts ab. Wenige Kilometer später erreicht man Myrtiá, das Museum liegt auf dem Dorfplatz. Es ist ganz allein dem Leben und Werk von Níkos Kazantzákis gewidmet, dem berühmten kretischen Schriftsteller (z.B. „Alexis Sorbas“ oder „Die letzte Versuchung“).

PicturesOG/kazantzakis.jpgGeöffnet ist das Museum von März – Oktober täglich von 9-13 Uhr (außer Donnerstag); zusätzlich montags, mittwochs, donnerstags und sonntags von 16-20 Uhr. Im Winterhalbjahr nur sonntags von 9-14 Uhr, da dann wohl kaum noch Interesse vorhanden ist.
Sicherheitshalber lasse man sich die Öffnungszeiten vorher bei der Touristeninformation (EOT) in Iráklion bestätigen.

Die Vitrinen sind beschriftet, deshalb hier nur einige kurze Hinweise auf besonders Interessantes:

Raum 1: Bilder aus seinem Leben, sowie Bücher, die Kazantzákis ins Griechische übersetzte (u.a. Nietzsche, Büchner, H. Bergson). Außerdem Bilder aus seinem Theaterschaffen, Kostümentwürfe und Handschriftliches von ihm.

Raum 2: Zwei Büsten des Dichters. In der ersten Vitrine rechts oben ein handschriftlicher Brief (auf griechisch), der mit „liebe, liebe Germaine“ beginnt. Jugendbücher und weitere Bilder aus seinem Theaterschaffen.

Raum 3: Prachtausgaben der „Odyssee“ und eine weitere Büste.

Raum 4: Puppen mit Theaterkostümen. Über dem Kamin ein Mosaikbild des Dichters (von Álkis Voliótis). In einem Vortragsraum nebenan eine Sammlung aller seiner Werke in Übersetzung (eine Unmenge!).

Raum 5: (oben geradeaus) Z.B. in Vitrine 26 Bilder, Skizzen und Programme aus seinem Theaterschaffen.

Raum 6: Bücher und Bilder, Modelle von Bühnenbildern. In Vitrine 38 ein Brief von Albert Schweitzer an Níkos Kazantzákis und ein Foto der beiden. In Vitrinen 45 und 47 persönliche Gegenstände (Pfeifen, Handschuhe, Krawatten u.a. sowie verschiedene Ausweise). Dazu eine Blechschachtel mit Zimt und Muskatnuß, die er auf alle Reisen mitnahm und beim Schreiben geöffnet vor sich auf den Tisch stellte.

Ein etwas ausführlicherer Führer durch das Museum ist an der Kasse erhältlich.

Ikonen-Museum
Das Ikonen-„Museum“ ist in der Kirche der Agía Aekateríni am gleichnamigen Platz (Platía Agías Aekaterínis) untergebracht. Hier hängen sehr schöne Ikonen, in erster Linie solche im sog. „Kretischen Stil“. Einige stammen sogar vom berühmtesten Vertreter dieser Kunst aus Kreta, Michális Damaskinós. Die Kirche ist montags bis freitags von 9.30 bis 16 Uhr geöffnet.

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