Prometheus

Prometheus

Er galt als ein wirklich schlaues Kerlchen, der im Voraus denkende Prometheus (so die ungefähre Übersetzung seines Namens). Er war listiger als Odysseus, wenn man der Mythologie glauben darf.
Und er dachte pragmatisch. Bei einem großen Tieropfer überlegte er, warum er denn das Fleisch und die Innereien eines Tiers opfern sollte, wenn es denn auch Fell und Knochen täten. Also verbarg er ersteres unter dem Magen des Tieres und bot letzteres Zeus als Opfer an. Da jener nur dann ein bisschen blind war, wenn es wieder mal um eine schöne Frau ging, erkannte er den Schwindel, wählte zwar bewusst den von Prometheus angebotenen falschen Haufen aus, gedachte aber sogleich, sich zu rächen.

Und es kam ihm die Idee, den Menschen das Feuer wegzunehmen, damit sie keine Souvlaki mehr braten konnten. Heute wäre das kein Problem, denn wir haben Gas- und Elektroherde, Streichhölzer, Feuerzeuge etc., aber damals? Also machte sich Prometheus nicht nur bei Zeus unbeliebt, sondern wahrscheinlich auch beim Rest der Menschheit. Was tun? Am besten sollte er das Feuer zurückbringen!
Und er, der vorausschauende Planer, war um die Lösung nicht faul: Wo holt man Feuer her, wenn nicht daher, wo es brennt. Er schlich sich (natürlich unter falschem Namen) beim Gott des Feuers, Hephaistos, ein, denn der hatte Flammen genug in seiner Schmiede. Und er klaute ihm das Feuer und brachte es hinter Zeus‘ Rücken zu den Menschen zurück. Na, so einer aber auch.
Man kann sich vorstellen, dass Zeus darüber wenig erfreut war.

In seiner Wut ließ er Prometheus an einen Felsen im Kaukasus schmieden (warum ausgerechnet dort, ist nicht überliefert).
Da stand er nun am Felsen, der arme Prometheus, und musste mit ansehen und vor allen Dingen fühlen, wie jeden Tag ein Adler heran geflogen kam und von seiner Leber fraß. Zum Glück war Prometheus aber ein handfester Trinker, und so war seine Leber groß genug, zweitens wuchs sie immer wieder nach (das haben Lebern zum Glück so an sich) und drittens nahte glückerlicherweise eines Tages (da hatte wohl irgend ein anderer Gott oder eine Göttin ohne Zeus‘ Wissen die Hand im Spiel) die Rettung:
Arnold Schwarzenegger stampfte durch den Kaukasus, schüttelte die Kaukasier ab wie lästige Kletten, wobei er wie üblich grimmdämlich aus der Wäsche schaute, und tötete letztendlich den Adler. Dabei konnte der Adler eigentlich nichts dafür, denn der war Befehlsempfänger. So ist das im Leben immer.
Es war übrigens nicht wirklich Arnold Schwarzenegger (der hat ihn in der Verfilmung des Stoffes nur gespielt), es war unser allseits beliebter Herkules, der nicht nur in Kassel als unübersehbares Denkmal auf dem Berg steht, sondern auch in den 50er Jahren einem Klodeckel seinen Namen gab (ja, wirklich, es gab den „Herkules-Sitz“, der mich – aus stabilem Holz – auf der elterlichen Toilette brav und über Jahre hinweg unverwüstlich begleitete – nomen est omen).

Doch bevor ich endgültig vom Thema abkomme … Herkules befreite also den Prometheus, dessen angefressene Leber dufte sich endlich wieder frei bewegen und ihre drohende Zirrhose ad acta legen, und wenn sie nicht doch noch gestorben ist, lebt sie heute noch. Und mit ihr der auf Neugriechisch heißende Promithéas.

Ich erzählte die Geschichte irgendwann einmal meinem siebenjährigen Sohn. Sein Kommentar kam ebenso spontan wie unerwartet: „Pfui Teufel, jeden Tag Leber!“