Die Straße Richtung Westen aus Iráklion heraus führt durch die „Chanióporta“, das Chaniá-Tor.
Durch das Tor folgt man weiter der stets chaotisch überfüllten Ausfallstraße bis zum Ortsausgang von Iráklion, vorbei an zahlreichen Werkstätten, Geschäften, Tankstellen etc. alles geschäftig, hektisch und … hässlich?
Direkt hinter dem Schild, welches das Ende Iráklions anzeigt, zweigt links die Straße nach Míres und Górtys ab, die man nehmen muss. Wenige hundert Meter weiter ist rechts die neue „New Road“ nach Westen und Osten ausgeschildert, man ignoriere sie einfach und fahre darunter her geradeaus weiter.
Nach Verlassen der Stadt führt die Straße durch eines der größten zusammenhängenden Weinanbaugebiete der Insel. Kurz hinter dem Dorf Sivá ist links die Straße nach Dafnés ausgeschildert, einem Zentrum des Weinbaus. Dieses Dorf ist zur Erntezeit Ziel vieler Wanderarbeiter, die hier für eine Weile arbeiten, bis anderswo etwas anderes geerntet wird. Die rucksackelnden Dauertouristen aus Westeuropa oder den USA werden aber immer mehr durch noch billigere Arbeitskräfte aus Albanien oder Bulgarien verdrängt (bzw. ersetzt).
Überall sieht man rechts und links der Hauptstraße die Gestelle, an denen die kleinen, süßen und kernlosen Trauben nach der Ernte zum Trocknen aufgehängt und so zu leckeren Rosinen werden. Eine heikle Zeit für die Weinbauern, kann doch ein unvorhergesehener Regenguss alles zunichte machen.
Zur Zeit der Traubenreife sollte der Durchreisende keine Trauben von den Weinstöcken stehlen (auch wenn das sogar der eine oder andere griechische Tourist macht), sondern lieber jemanden, der dort gerade arbeitet, fragen, ob er nicht ein paar kaufen könne. Er wird sie immer geschenkt bekommen und vermeidet so ein schlechtes Gewissen. Und geht sicher, nicht doch eine Schrotladung in den Hintern zu bekommen …
Etwa 20 Kilometer von Iráklion entfernt passiert man das Dorf Veneráto. Hier lohnt u. a. ein Halt zum Besuch des 2 Kilometer entfernten Nonnenklosters Moní Palianís.
Nach weiteren 10 Kilometern erreicht man das größere Dorf Agía Varvára. Mehrere recht gute Tavernen laden hier zu einer Rast ein.
Kurz vor dem Ortsausgang biegt rechts die Straße nach Kamáres und Zarós ab. Diese Stelle ist der Ausgangspunkt der Fahrtroute 5. Wer also diese Strecke nach Agía Galíni nehmen will, sollte hier abbiegen. Die Strecke ist landschaftlich sehr reizvoll und bietet auch sonst Interessantes wie die einzige Forellenzucht auf Kreta oder einen hervorragenden einheimischen Instrumentenbauer in Zarós, die „Kamáres-Höhle“, Klöster und die Roúvas-Schlucht.
Alle Sehenswürdigkeiten der Messará Ebene wie Festós, Agía Triáda, Górtys etc. erreicht man aber (nur), wenn man in Agía Varvára geradeaus weiterfährt. Es gibt natürlich auch noch Querverbindungen.
Öffentliche Verkehrsmittel nach Agía Varvára
Alle Busse von Iráklion nach Agía Galíni, Mátala, Festós etc. fahren, halten natürlich hier.
Hinter Agía Varvára geht geht es noch einmal teils kurvenreich ein Stück bergauf, bei Áno Moúlia ist dann der höchste Punkt der Strecke erreicht. Von hier aus geht es nun immer nur noch bergab bis in die Messará-Ebene.
Vor einigen Jahren hatte einmal ein winterliches Unwetter unweit von hier ein ganzes Stück der Straße weggerissen, was zur Folge hatte, dass keine Busse mehr passieren konnten. Man behalf sich, indem der Bus aus Iráklion bis dorthin fuhr, der Bus aus der Gegenrichtung ebenfalls, und die Fahrgäste einfach die etwa 200 Meter zu Fuß gingen, um den Bus zu wechseln. Es dauerte Monate, bis die Straße wieder instand gesetzt wurde!
Links der Straße fällt wenig später das Gelände in eine Schlucht ab, ganz unten sieht man im Schatten der Berge zwei winzige weiße Kirchlein liegen (es führt auch ein Fahrweg hinunter). Dann öffnet sich plötzlich hinter einer Kurve der Blick auf die Weite der Messará-Ebene, grünsilbrig schimmern die zahllosen Olivenbäume in der Sonne, rechteckig schmutzigweiß dazwischen die plastikbespannten Gewächshäuser, denen die Region ihr relativ hohes Einkommen verdankt (je weiter man in den Westen der Messará kommt, desto dichter stehen sie, die „Thermokípia“).
Im Süden wird die Ebene durch einen kleineren Gebirgszug begrenzt, die Asteroússia-Berge. Erst dahinter beginnt das Libysche Meer. Die Straße senkt sich ganz in die Ebene herunter, dann erreicht man schon sehr bald den ersten Ort der Messará an dieser Strecke, Ágii Déka. Noch vorher zweigt übrigens links die Straße nach Pýrgos ab, die dann weiter im Süden bis nach Ierápetra führt (sie wird von der anderen Seite her beschrieben).
Nur wenige Kilometer hinter Ágii Déka liegen rechts und links der Straße die Ausgrabungen von Górtys, die einen Besuch unbedingt lohnen. Górtys ist nach wie vor eines meiner Lieblings-Ausgrabungsgelände!
Bei Ágii Déka oder Górtys kann man diese Strecke auch verlassen und den langen aber hochinteressanten Umweg über die Fahrtroute 6 nehmen. Diese führt über Léntas, Kalí Liménes, die Schlucht Ágio Fárango, das Kloster Odigítrias und die Bucht Vathý Iremía nach Sívas. Die Strecke ist teilweise allerdings nur mühsam befahrbar. Von dort aus kommt man auch nach Féstos, und auf der Hauptstraße zwischen Górtys und Festós verpasst man eigentlich nicht viel.
11 Kilometer hinter Górtys erreicht man Míres, die größte und wichtigste Stadt der Messará. Wenn ich schreibe „wichtigste“, so ist Míres eher für die Einheimischen wichtig als für den Reisenden. Darüberhinaus ist es in diesem Ort im Sommer immer besonders heiß!
Wer sich jetzt noch entschließt, doch lieber den oben beschriebenen Umweg zu fahren, der kann in Míres nach Kalí Liménes abbiegen und sich dann dort in die Fahrtroute 6 ein(k)linken.
Man verlässt Míres über die Hauptstraße nach Westen. Schon wenige Kilometer weiter liegen rechts der Straße zwei sehr unterschiedliche Dinge: Das Kloster Kalivianí und das große und vor allen Dingen hässliche Zementwerk „Tsiménto Messarás“. Die Straße weist immer weniger Kurven auf und man kommt fast zügig voran (immer Vorsicht vor unvorhergesehenen Einbiegern – mit „zügig“ meine ich nicht „schnell“, auch wenn die Straße vorübergehend nach all den Kurven dazu verleiten könnte).
Dann taucht links der Straße ein schroffer Hügel auf. Von hier aus kann man es noch nicht erkennen, aber ich verrate es schon mal: Oben drauf liegen die Ausgrabungen des Palastes von Festós.
Kaum hat man den Hügel passiert, ist auch schon links die Abzweigung nach Festós und Mátala. Wer außer der Besichtigung von Festós und Agía Triáda von hier aus noch weiter in den Süden möchte, der findet Näheres in Fahrtroute 7. Diese Beschreibung endet auch wieder in Festós!
Nach einer Besichtigung (falls hier und jetzt, fährt man den Hügel von Festós wieder herunter und biegt unten links auf die Hauptstraße ein. Nur etwa einen Kilometer weiter biegt rechts die Straße nach Vóri ab. Das kleine Dorf liegt nur wenig abseits der Hauptstraße und lohnt einen Besuch wegen seines netten volkskundlichen Museums.
Etwa 6 Kilometer hinter Vóri erreicht die Hauptstraße das Landstädtchen Timbáki, welches ebenso wie Míres nicht unbedingt einen längeren Aufenthalt lohnt (außer vielleicht an Markttagen).
Einen Kilometer hinter dem Ortsausgang von Timbáki knickt die Straße nach Agía Galíni leicht nach rechts ab, geradeaus erreicht man nach einem weiteren Kilometer das Fischer- und Gewächshausbauerndorf Kókkinos Pýrgos, das man eigentlich auch nur dann besuchen muss, wenn man wirklich alles gesehen haben will. Es war immer schon ein hässliches Dorf, hatte aber irgendwie doch Charme (deswegen ist es in diesem Guide auch ausführlicher beschrieben), aber selbst dieser Restlack ist inzwischen ziemlich ab.
Die Straße nach Agía Galíni führt schon wenig später wieder steil den Berg hinauf, man passiert linkerhand eine Kaserne (und bedauert die Soldaten, die hier Dienst tun müssen) und erreicht dann wenig später die Abzweigung der alten Straße nach Réthymnon. Wer hier jetzt rechts abbiegen will, der lese in der Fahrtroute 8 weiter, die an dieser Stelle beginnt.
Nach Agía Galíni geht es nun wieder teils sehr kurvenreich bergab. Die allergefährlichste Kurve, der ich einmal beinahe selbst zum Opfer gefallen wäre, ist allerdings inzwischen mit stabilen Leitplanken armiert, so dass man dort nicht mehr leicht wie früher den beeindruckenden Hang hinterstürzen kann.
Unten angekommen, passiert man eine Tankstelle auf der rechten Seite (gegenüber führt die Zufahrt zum Campingplatz von Agía Galíni hinein). Einige hundert Meter weiter erreicht man nach dem Überqueren einer Brücke eine erneute Abzweigung nach rechts, die ebenfalls nach Réthymnon ausgeschildert ist. Dies ist die neue Straße über Spíli, die in Fahrtroute 11 beschrieben wird. Diese Strecke muss man übrigens auch nehmen, wenn man nicht an die Nordküste, sondern statt dessen im Süden weiter nach Westen über Préveli, Plakiás und Frangokástello nach Chóra Sfakíon fahren will.
Aber jetzt sind es geradeaus gerade mal noch knapp 2 Kilometer bis nach Agía Galíni, das Ziel dieser langen und abwechslungsreichen Strecke ist erreicht. Ich empfehle jedem, vor allem dann, wenn man diverse Umwege und Stopps einlegen möchte (und das ist mehr als interessant), die Strecke in mehrere Etappen aufzuteilen. Wenn man sich alles Erwähnte anschauen will, zwischendurch auch noch herrlich Baden oder Essen, kann man diese Route locker auf eine Woche strecken – sie wird nicht langweilig sein.